Die Flügel der Menschen

Pferde sind die Flügel des Menschen (kirgisisches Sprichtwort).

Kirgisistan ist für uns nicht unbedingt ein bekanntes Filmland. Deshalb vielleicht unterstützen europäische Länder wie Frankreich, Deutschland (ZDF und arte) und Holland Projekte aus diesem Land, die uns etwas erzählen, wobei mir manchmal nicht klar ist, ob es mehr darum geht, den Europäern etwas im Sinne ihrer eh schon vorgefassten Meinung zu berichten oder ob es darum geht, mit so einem Film, kulturelles Bewusstsein im eigenen Lande zu artikulieren.

Das Drehbuch von Aktan Arym Kubat (Der Dieb des Lichts), der auch die Regie führt, und von Ernest Abdyjapa birgt jedenfalls genügend förderungswürdige Elemente.

Wie schon beim Vorgängerfilm geht es wieder um einen Dieb. Hier aber nicht im Hinblick auf die moderne Technologie wie Elektrizität, sondern im Zusammenhang mit kirgisischer Nomaden-Mythologie und der Message, dass diese durch die Sesshaftwerdung und den Anschluss an die moderne westliche Welt dem Untergang geweiht ist.

Das Sprichwort, das Kubat an den Anfang seines Filmes stellt, ist selbstverständlich ein nomadisches. Die Figur, die den Verlust dieses Erbes charakterisiert, ist der Kentaur, so heißt der Titel in der Originalsprache. Der Regisseur selbst stellt ihn dar, den Kulturpessimisten. (Er vermittelt eine ferne Wesensverwandtschaft mit Charles Bronson mit den listigen Äuglein). Er lebt mit einer taubstummen Frau zusammen, Maripa (Zarema Asanalieva). Die beiden haben einen Buben.

Karabay, der Bruder des Kentaurn, ist ein erfolgreicher Pferdestallbesitzer und Geschäftsmann, hat ihn, weil Kentaur mit 50 noch nicht verheiratet war, mit der Frau zusammengebracht. Aber Kentaur ist nicht erfolgreich, baut zwar an einem Haus. Aber er ist auch verführbar durch das alkoholische Getränk Maksym und dessen Verkäuferin. Die Gegend ist nicht so dicht besiedelt, dass das nicht bemerkt würde.

Der Kentaur leidet unter der Sesshaftigkeit. In ihm leben die Geister seiner Nomadenvorfahren auf, er stiehlt teure Reitpferde, reitet mit ihnen wild durch die Nächte und lässt sie dann wieder frei. Die Pferdebesitzer sind nicht amused. Sie stellen ihm eine Falle. Daran ist auch der kleine Dieb Sadyr (Ilim Kalmuratov) interessiert, der gerne und fälschlich verdächtigt wird. Wie er gefangen wird, muss in offener Dorfversammlung verhandelt werden, was mit ihm passieren soll.

Auch das Moment des missionierenden Islam findet Eingang in den Film. Karabay verspricht den drei Missionaren die Hadsch zu bezahlen, falls ihre Gebete dazu führen, dass er sein Reitpferd Lord wieder zurückerhält. Und, filmaffin, der Kentaur war früher Filmvorführer. Der Nomade als Filmvorführer. Bei ihm zuhause hängen Filmplakate, „Der rote Apfel“ des kirgisischen Regisseurs Tolomov Okeev.

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