Star Wars: Die Letzten Jedi

Hart auf Hart.

Warum mich der Film über die Vorführung hinaus beschäftigt, obwohl ich nicht zu den eingefleischten Fans und Kennern der Reihe gehöre?

Es ist das Thema der Wiederherstellung der Republik gegen totalitäre Machtinteressen. Ein hochbrisantes Thema überall auf der Welt, weitherum blühen Nationalismus und Diktaturen, kämpft der republikanische Gedanke, der Demokratiegedanke einen schweren Kampf, oft aussichtslos.

Dies ist ein brennendes Thema, und ob ein Häufchen noch dazu arg zurechtgestutzter Widerständler gegen eine technische Übermacht etwas ausrichten kann. Das ist in diesem Film fantasievoll verpackt in einer riesigen Ausstattungsbandbreite von modernstem High-Tech an Räumen und Kommunikation über allerlei niedliche Robotervarianten, die Mutterinstinkte wecken, über groteske Tierwesen in malerischen Kostümierungen bis hin zum Lichterschwert.

Die Settings reichen vom Weltall über die reine Natur (die Insel von Luke Skywalker), die Architektur einer futuristischen Top-Luxusgesellschaft bis zu den verschiedensten Typen und Formen von Raumschiffen.

Das menschliche Personal dagegen ist so ausgewählt, dass es dein Nachbar sein könnte. Der Film formuliert spannend und einfallsreich eine Angst, die jeder Mensch täglich erlebt, die Ohnmacht übermächtigen Organisationen gegenüber, Konzernen, die reicher sind als manche Staaten, Amazon, Facebook, aber auch staatlichen Organisationen oder andere dinosaurierhafte Institutionen.

Ein happiges Stück Kino. In der Pressevorführung war ein überwiegend männliches Publikum anwesend, weit überwiegend. Das hat vielleicht damit zu tun, dass es in diesem Sequel der Star Wars Reihe von George Lucas, hier hat Rian Johnson das Buch geschrieben und die Regie geführt, sehr viel um das Kämpfen geht.

Es geht um den Widerstand gegen eine skrupellose Macht, um eine bereits dezimierte Gruppe von Kämpfern, die nicht besonders gut ausgestattet sind, ihr Raumschiff und ihre kleinen Einheiten wirken eher wie intergalaktische Schrottlauben. General Hux (Dornhall Gleeson) soll den Widerstand, resp. den Kampf für die Republik ausradieren auf Wunsch seines obersten Führers Snoke (Andy Serkis). Er ist der Repräsentant faschistoider Herrschaft.

Eingeführt wird dieser ungleiche Kampf mit Szenen, in denen die Widerständler Raffinesse mit ihren kleinen Raumfahrzeugen, die wie Insekten wirken, zeigen und ihrem Gegner zu schaffen machen. Das sind Vorgeplänkel, die den Zuschauer, der generell mit dem Star Wars Universum vertraut sein dürfte, erst mal in Sicherheit wiegen, ihm die Möglichkeit geben, seine vertrauten Figuren zu begrüßen, aber auch die Nähe zu ihnen zu testen, die doch Menschen wie Du und Ich sind, die in Zwängen stecken, die ums Überleben kämpfen.

Hier holt der Film seine Zuschauer in ihrem Alltag ab, der in einer fantasievollen Dekoration verfremdet wird.

Die Widerständler, dabei sind Rose (Kelly Marie Tran), Finn (John Boyega), später noch DJ (Benicio del Toro), wollen die Republik gegen den Willen zur absoluten Herrschaft von Snoke wiederherstellen. Auf dem Weg dahin wird nicht sinnlos gekämpft, da wird viel diskutiert, Vertrauen ausgelotet und missbraucht und auch ein Schuss Liebe darf nicht fehlen. Aber der Gegner ist zäh, umso mehr, als ein Abtrünniger auf dessen Seite ist, Kylo Ren (Adam Driver), der vom Bild her eine frappante Ähnlichkeit zum holländischen Philosophen Baruch Spinoza entwickelt.

Auch das Thema Religion ist eingeflochten mit dem Thema der Kraft, die durch Konzentration über die Gesetze der Physik hinausgehen kann und im schönen Satz „the force be with you“ kumuliert und repetiert wird.

Die Inszenierung ist haptisch, die Figuren bleiben greif- und kinematographisch erfahrbar, die Handlungsstränge und Motivationen sind nachvollziehbar. Insofern ist gut mitzugehen, wenn der Widerstand sich als doch nicht so simpel erweist und es hart auf hart geht.

Luke Skywalker (Mark Hamill), der hat schon grad gar keine Lust mehr, sich in die Kämpfereien einzumischen. Rey (Daisey Ridley) versucht, ihn zu überzeugen. Anderseits sind die Kämpfer hochtechnisiert ausgerüstet. Das reicht jedoch nicht aus. Wichtiger wird es, das Thema Kampf als Konzentration zu behandeln, als mentale Konzentration, die stärker sein kann als alle anderen Waffen. Das Thema der Kraft im All generell, ihrer Interdependenz, bekommt bemerkenswerte Illustrationen.

Zur guten Verdaulicheit des Filmes tragen humoristische Einlagen bei, auch manche der Figuren, die einem Hiernonymus-Bosch-Gemälde entsprungen sein könnten mit ihren kreatürlichen Lauten: die sind für das Gemüt und die Heiterkeit zuständig.

Wobei die Helden keineswegs Superhelden sind, keine geschniegelten Alleskönner, teil erinnern sie eher an Bruchpiloten. Auch das bringt sie dem Publikum näher. Ach so, und dann habe ich noch gelesen, dass da die Frage mit dem Lichterschwert sei, ob dieses überhaupt zum Einsatz kommt. Die betreuende Presseagentur hat inständig gebeten, nichts zu spoilern. The force be with you – und das Lichterschwert dazu!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert