Der besonders kinderfreundliche Reiz dieses Animationsfilmes von Richard Claus und Karsten Killerich nach den Geschichten und Charakteren von Angela Sommer-Bodenburg scheint mir in der Gestaltung der Figuren und Gegenstände zu liegen. Sie alle könnten aus einem Kinderzimmer stammen: die Figuren, die etwas Puppenhaftes im fröhlichen Sinne haben.
Anton, der Junge, dessen ganze Phantasie und Lesefreude in Vampiren und Geschichten von Vampiren aufgeht. Er ist 13 Jahre alt und hat keine Geschwister, aber die Eltern. Rüdiger, der kleine Vampir, der zum 300. Mal den 13. Geburtstag zu Hause in Transsilvanien feiern soll. Er hat die Eltern, einen älteren Bruder, Lumpi und eine Schwester, Anna und viele, viele Verwandte, die zu Rüdigers Geburtstag kommen wollen.
Die Vampire sind fantasievoller kostümiert als die Menschen, elegant in knappen schwarzen Smokings mit kleinen Stehkragen. Dann sind da der Vampirjäger Geiermeier und sein Mitarbeiter Manni. Die sehen aus wie solide Arbeiter. Sie sind die Handwerker mit Geräten, die man sich gut als Kinderspielzeuge vorstellen kann, eine große Zange, einen LKW, einen Helikopter, eine Bombe gar, die stachelig aussieht, Abschleppseil, UV-Lampen, um Vampire zu überwältigen.
Ferner sind da noch irgendwo zwischen Schwarzwald und Transsilvanien die Wirtsleute Ema und Otto, die einen verdächtig merkwürdigen Schwäbisch-Schweizer Dialekt sprechen.
Die Vampirjäger lösen die Dynamik aus, indem sie einen Teil der Geburtstagsgesellschaft einsperren. Rüdiger, Anna und seine Eltern sind gerade noch rechtzeitig losgeflogen. Es gilt, die Vampirjäger von ihrem Vorhaben abzubringen, sie handlungsunfähig zu machen. Dazu bedarf es gewagter Flüge um ein Frachtflugzeug herum, Verfolgungsjagden, dazu lernt Anton Rüdiger kennen.
Der Vampirträumer und der Vampir werden Freunde. Das passiert ganz ohne Pathos, mehr durch gemeinsame Gefahr und deren Bewältigung. Dazu werden alle Figuren, die auf dem Weg nach Trasnssilvanien unterwegs sind, also auch der Campingwagen und die Eltern von Anton, in die rasanten Aktionen verwickelt, die aber immer nachvollziehbar bleiben, nie bösartig ernsthaft werden. Sie wirken so, als würden Kinder auf dem Boden sitzend und mit den entsprechend Figürchen agierend, sich die Geschichte erzählen oder sie gerade erfinden.
Hinzu kommen die Behinderungen der Vampire, dass Knoblauch sie abschreckt, dass sie Tageslicht nicht sehen dürfen, dass sie in gruftähnlichen Gegenständen schlafen müssen, dass sie fliegen können, durch die Luft sausen wie die Schwalben – und dass sie sich offenbar mit einem Menschenjungen anfreunden können.
Im Kinderspielzimmer ist eben vieles möglich und genauso selbstverständlich, zum Beispiel dass eine Kuh durch die Luft fliegt, dass sie sogar ihr Teil zur Luftverfolgung eines Helikopters beiträgt und den Piloten Manni von oben kräftig anodelt. Die deutsche Sprecherspur unterstützt bestens diese ernsthafte und doch unbeschwerte Kinderzimmeratomosphäre.