God’s Own Country

Die Liebe ist ein zerbrechlich Ding. Erst recht zwischen zwei so unterschiedlichen Menschen wie Johnny Saxby (Josh O’Connor) aus England und Gheorge, ebenfalls Bauernsohn, aus Rumänien. Liebe ist so selten wie ein bunter Schmetterling. Und der kann bald tot sein – aber dieses Bild ist nur ein schneller Huscher, ein Hinweis auf die Fragilität dieser Liebe.

Aber vielleicht wird ja auch ein Märchen aus der Liebe zwischen Johny und Gheorge, das enden könnten, „und so lebten sie glücklich und in Frieden und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch“.

Johnny, ein schmaler, in sich gekehrter Brite, lebt mit Oma (Gemma Jones) und bewegungseingeschränktem Papa (Ian Hart) auf einer Farm in Yorkshire, Schafe, ein paar Kühe. Er hat ein dröges Leben ohne Perspektiven und Liebe vor sich.

Im Umgang mit dem Vieh zeigt Johnny, dass er zu Zärtlichkeit fähig ist, im Umgang mit Menschen nicht. Man spricht wenig. Karge Landschaft. Ab und an fährt Johnny nach Bradford zum Viehmarkt oder in die Bar. Besäuft sich. Hat schnellen Sex mit anderen Jungs. Unverbindlich. Kommt sturzbesoffen nach Hause, übergibt sich.

Gheorge (Gheorghe Ionescu) kommt aus Rumänien. Sieht traumhaft schön aus wie ein biblischer Prophet in jung. Ist ebenfalls Bauernsohn. Spricht perfekt Englisch, scheint abgeklärt, weise, ist zuverlässig. Er soll helfen, er, den der Brite anfangs abschätzig „Zigeuner“ nennt. Der wird ihn bald ‚Freak‘ und ‚Schwuchtel‘ titulieren.

Die Widerstände gegen die Liebe der beiden sind schnell beiseite geschafft, es ist kein Wehren möglich. Der Film nimmt zielstrebig eine Wendung in Richtung einer schönen RomCom, an der Grenze zu schwülstig in Momenten, wenn die beiden nackten Männerkörper im Stroh und bei Kerzenlicht miteinander zugange sind, heftiges Männerschnaufen und der Wind durch die Ritzen oder beim Lagerfeuer in den Ruinen.

Viel Symbolik auch, die auf Schönheit und Verletzlichkeit der Liebe hinweist. Schöne Blicke auf die weite Gegend und das Meer in der Ferne, ein verheißungsvoller Himmel mit Licht, Gemälde wie aus der Romantik oder die beiden Männer am See.

Auch die Verwundbarkeit, nicht nur bei den Tieren, nebst Totgeburten bei Kuh und Schaf – allerdings gibt es auch Lebendgeburten und Geburtshilfe. Andererseits eine Verletzung in der Handfläche von Johnny, eine ‚Schramme‘.

Gheorge soll nur für eine Woche aushelfen. Aber der Vater stürzt, muss ins Spital, kommt als Pflegefall zurück. Das wäre eine Grund, den Aufenthalt zu verlängern.

‚Gottes eigene Landschaft‘ wird diese karge Gegend in England geheißen, in der dieser Film von Francis Lee spielt. Am Schluss suggeriert er mit Archivaufnahmen aus dem Landleben, dass die Geschichte auf einer tatsächlichen beruht, was sie nur noch märchenhafter erscheinen lässt.

Der Film ist modernisiert. In einem Moment spricht Johnny das Thema Heirat selbstverständlich an. Dass die Liebe den Menschen verändert, zeigt nicht nur sein Verhalten im Alltag, das zeigen auch die Reaktionen der Umgebung, der die Veränderung nicht verborgen bleiben. Ein Film von großer, filmischer Schönheit. Gottes eigene Gegend ist auch die Gegend der Liebe und von deren Geheimnis.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert