Keine geleckte Kinoliebesgeschichte.
Selbst der amerikanische Präsident (Nixon) hat von ihr ein Bild bestellt, von Maud Lewis, die ihr Leben lang an arthritischen Erkrankungen gelitten hat, die ihrer Figur ein verkrüppeltes Aussehen verliehen.
Maud Lewis gilt als eine Pionierin der amerikanischen Folk Art, wir würden wohl naive Malerei sagen und sie ist vor allem in Nordamerika bekannt.
Aisling Walsh präsentiert das Biopic über Maud Lewis als Maudie (Sally Hawkins) und ihre Liebesgeschichte mit dem einzelbrödlerischen Fisch- und Holzhändler Everett Lewis (Ethan Hawke) in einer kleinen Hütte von elf Quadratmetern, die auch zu ihrem Atelier wurde.
Nach dem Film über Rodin, der mehr eine hochkulturelle Erurierung des Wesens des Skulptur darstellt, dann Giacometti, ist das bereits in wenigen Monaten der dritte Künstlerfilm, man könnte auch noch die Doku über Beuys dazunehmen und ein Film über Gaugin ist bereits in den Startlöchern. Bei Rodin war das Atelier noch groß fast wie eine Indsutriehalle, Giacometti hat sein Pariser Atelier mit wenig Schritten durchmessen können und wie Maud und Everett in der kleinen Hütte zurechtkamen und dass sie darin auch noch malte, das bleibt ihr Geheimnis.
Wie denn von diesen Künstlerfilmen der mit dem kleinsten Atelier die größte Liebesgeschichte bereit hält. Everett und Maud sind beides gesellschaftliche Außenseiter. Von Everett erfahren wir nicht viel, außer, dass er abseits wohnt in seiner Minihütte, dass er sein Leben bestreitet mit Fischfang, Holzverkauf und Aushilfe im örtlichen Waisenhaus in filmfreundlicher Gegend am Meer in der kanadischen Provinz Nova Scotia.
Maudie gilt als nicht ganz zurechnungsfähig, so wird sie jedenfalls von ihrer Umgebung behandelt. Eigenmächtig verkauft der Bruder nach dem Tod der Mutter das Haus. Die behinderte Schwester, die muss man grad gar nicht fragen. Sie verletzt das schwer.
Sie soll bei Tante Ida leben. Hier steigt Walsh in ihrer Erzählung ein, die wie auf einer Perlenkette über die nächsten Jahrzehnte bis zum Tod von Lewis dieses Leben berichtet, ganz gut angepasst der vermeintlich schlichten Art ihrer naiven Malerei.
Einfache Szenen, die wichtige Augenblicke zum Gesamtbild fügen. Im Lebensmittelgeschäft bekommt Maudie mit, dass Everett eine Haushaltshilfe sucht. Es ist der Moment der Enttäuschung über das Verhalten ihres Bruders und auch von Tante Ida will sie weg. So humpelt sie denn die Meilen bis zu der entlegenen Hütte, nachdem sie sich den Zettel vom Anschlagbrett genommen hat.
Holprig nur kommt die Beziehung dieser zwei Menschen, die vom Schicksal nicht verwöhnt sind, die nicht zu den Glanzfiguren irgend einer Gesellschaft gehören, in Gang, aber von Maudie beharrlich betrieben gegen Everetts Machotum und Misstrauen und auch gegen seine physische Gewalt. Maudie setzt die Beziehung durch. Sie hat nichts anderes.
Irgendwann entdeckt sie einen Farbtopf, platziert einen Klecks auf dem Tisch, auf der Wand. Daraus werden Blumen, Vögel, Bäume, Menschen. Selbstverständlich schlafen beide im selben Bett, aber ans Liebemachen denkt erst mal keiner von beiden. Doch Maudie möchte heiraten.
Eine New Yorkerin entdeckt Motive von Maudie auf einem Zettel, auf dem die Bestellung notiert ist. Sie wird die erste Malkundin und ordert eine weitere Karte. Für 10 Cent das Stück. Das ist der Beginn einer unaufhaltsamen Karriere.
Maudie malt immer mehr, beteiligt sich kaum mehr am Haushalt, den knurrend Everett übernimmt. Zu einer Krise kommt es, wie die Medien sie bekannt machen und Everett dauernd angesprochen wird auf seine berühmte Frau, wobei sie in einer Szene rührend auch mit seinem Namen unterschreibt, denn es sei ja ein Teamwork, was sie leisten.
Das zeigt, wie sehr sich zwischen beiden ein tiefes Vertrauen entwickelt, wie es ganz selten in einer Liebesgeschichte gezeigt wird. Die beiden Protagonisten machen das großartig, auch wenn – im Abspann kommen ein paar Originalarchivaufnahmen der Malerin – die originale Maude etwas quirliger gewesen sein dürfte.
Der seltenen Liebesgeschichte, die nie auf eine solche hinauslaufen sollte, die sich wie selbstverständlich ganz nebenbei entwickelt, tut das keinen Abbruch. Wer wünschte sich das nicht, diese Ruhe zu haben, nur aus dem Fenster zu schauen, die Natur zu beobachten und die Erinnerung arbeiten zu lassen und dann malen, malen, malen, künstlerische Erfüllung finden. „Das ganze Leben zum Greifen nah in einen Rahmen bringen“ (Zitat von Maudie) – das ist auch eines der edelsten Ziele des Kinos – hier in rarer Harmonie mit der Malerei zusammen.
Keine geleckte Kinoliebesgeschichte. Selbst der amerikanische Präsident (Nixon) hat von ihr ein Bild bestellt, von Maud Lewis, die ihr Leben lang an arthritischen Erkrankungen gelitten hat, die ihrer Figur ein...