Hunter’s Prayer – Die Stunde des Killers (DVD)

Elegant und smart gemachter Thriller, der im internationalen Finanz-, Geldwäsche- und Drogenhandelsmilieu spielt mit exquisiten Locations in New York, Leeds, Montreux, Lille. Mittendrin entsteht eine Killer-Tochterersatz-Beziehung, denn ein Killer, der kein Herz hat, wäre nicht spannend. Jonathan Mostow hat souverän ein Drehbuch von John Branato und Michael Ferris nach dem Thriller von Kevin Wignall verfilmt.

Aber einer, der mordet und doch Empfindungen zeigt, fasziniert. Wobei das wiederum als unprofessionell gilt, mit dem Opfer eine Beziehung anzufangen. Es kann aber neckisch die Gesetze des Genres auf die Probe stellen – und so vielleicht doch zu einem guten Ausgang führen, trotz vieler Toter, die einem genregerecht nicht allzusehr zu Herzen gehen.

Der Killer, das ist Lucas (Sam Worthington), ein zutiefst verunsicherter Mensch, ein Falludscha-Veteran, der das Töten gelernt hat und das Menschsein in sich offenbar noch nicht ganz ausgerottet, der sich einen zweiflerisch-menschlichen Kern bewahrt hat. Auch wenn er seine eigene Tochter nie gesehen hat; sentimentalerweise hängt in seiner heruntergekommenen Absteige in Leeds eine ganz Wand voll mit Fotos von ihr. Und dann hat er noch Diabetes – oder ist es etwas anderes?

Er soll im Auftrag des Oberdrahtziehers Richard Addison (Allen Leech) – so prunkvoll pompös altbritisch wie der wohnt, müsste ihn sogar die Queen beneiden – ein Mädchen im ähnlichen Alter wie seine ihm unbekannte Tochter töten, Ella (Odey Rush, eine Erdbeermundschönheit mit dunklem Glanzhaar), Sproß eines New Yorker Geldwäschers und Geschäftspartners von Addison.

Addison ist der Meinung, der New Yorker habe ihn betrogen und will ihm, bevor er ihn umbringen lässt, eine Lektion erteilen. Auf diesen und seine Frau ist Killer Metzger (Martin Compston) angesetzt. Sie residieren superluxuriös im feinen Scarsdale, New York.

Tochter Ella ist in einem internationalen Internat in Montreux am Genfersee untergebracht – sie wird dort von Security-Leuten ihres Vaters unauffällig beobachtet.

Weil Lucas als reine Tötmaschine nicht funktioniert, gerät das Mädel ins Fadenkreuz der unterschiedlichsten Waffen, Verfolger, Schützen, Beschützer und kalter Killer, zwielichtiger FBI-Agenten ebenso, gerät in Verfolgungsjagden mit dem Auto durch enge Gassen von Montreux, auf eine Odysse durch Europa im Auto, per Schiff, im Zug.

Auf der Flucht, die das Opfer Ella und den Killer Lucas zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenschweißt, bleibt Zeit für beide, sich gegenseitig auf den Zahn zu fühlen. In dieser misstrauensgetränkten Umgebung bahnt sich vorsichtig eine Beziehung an, denn Ella macht sich so ihre Gedanken. Auf den eigenen Vater ist sie nicht gut zu sprechen.

Und schon sind die Verfolger, die vor nichts zurückschrecken, ihnen wieder auf den Fersen; die beiden verlieren sich. Das hat dramatische Auswirkungen. Sie geraten in höchster Gefahr.

Verfolgung und Action laufen sich heiß, aber Jonathan Mostow verkompliziert die Dinge nicht, sondern kommt nach 88 kurzweiligen Minuten zu einem gut verträglichen Ende. Und in Basel gibt es ein Parkhaus, das heißt „Zürihäggel“, ein Wort, das bei Google keinen einzigen Treffer generiert.