Maleika

Ich möchte nicht Max Moor mit in die Savanne zum Beobachten von Geparden mitnehmen, weil der ständig seinen dämlichen Kommentar-Senf dazu abgeben zu müssen glaubt, vor allem, weil ich nicht so sicher bin, dass die Kommunikation unter diesen hochentwickelten Raubkatzen so dumpf-anthropogen abläuft, wie Max Moor uns glauben machen will.

Ich möchte auch kein ganzes Filmorchester mit in die Savanne nehmen zum Beobachten von Geparden, das würde sie und all das andere Getier eher vertreiben und vor allem donnert es uns die faszinierenden Geräusche der Natur zu.

Weder Sprecher noch Orchester bräuchte es bei dem erstklassigen Bildmaterial, das Matto Barfuss in Monaten der Nahbeobachtung des Gepardenweibchens, das er Maleika tauft, geschossen hat und das den Zuschauer im Kino ganz nah an diesem Überlebenskampf teilhaben lässt.

Es ist eine aufregende Story, die keiner langweiligen Erzählerstimme bedarf. Maleika hatte 6 Junge zur Welt gebracht. Das ist eine ungewöhnlich große Zahl. Sie muss sie allein aufziehen und durchbringen auf freier Wildbahn. Die Gepardenmännchen machen sich nach dem Zeugungsakt aus dem Staub. Muttererziehung.

Bald schon macht sich Matto Barfuss, der in einem früheren Film als Gepardenmann selbst auf allen Vieren mit Geparden gelebt hat, auf den Weg, die Geschichte dieser Familie zu dokumentieren.

Die eine und andere sachliche Information, die könnte man ja über Sprecher einsagen lassen oder auch als Untertitel einblenden, das würde weniger stören.

Beispielsweise die Geschichte mit der Wunde. Bei einer Verfolgungsjagd hat die Gepardin sich bei einem Sprung über einen Ast eine große Wunde am Bauch zugezogen. Kurzinfos über die jeweilige Zeit, die sie die Wunde schon hat und die sie nicht jagen kann, allenfalls noch über die besondere Methode, die sie zur Schnellheilung einsetzt, die könnten auch gut als Untertexte eingefügt werden oder auch Infos über das jeweilige Alter des Nachwuchses.

Denn das Spiel gerade in der Savanne mit den riesigen Massen an Gnus, die ihrer Wege ziehen, mit den um sie herum lauernden Löwen, Geparden, Tigern, Schakalen und Geiern, den Krokodilen im Fluss, ist ein den Menschen immer faszinierendes Ding, er der doch mit seiner Rechtsordnung dem Faustrecht des Stärkeren Einhalt gebieten will, der der Vernunft und der Demokratie das Sagen geben will, er kommt nicht los von der Faszination durch diese aussondernden Überlebenspraktiken des Fressens und Gefressenwerdens, des Jagens und Gejagtwerdens, der Macht des Stärkeren.

Sprechtertexte weg, Orchestermusik und alles, was nicht O-Ton ist, weg, Beifang von anderen Geparden, von Löwenfamilien reduzieren, die Filmemacher hätten das fabelhafte Fotomaterial, um daraus einen großen, überlebensfähigen Tierfilm in dem Massenanfall von Tierdokumentationen zu erhalten, einen Solitär, der auf verkaufsfördernden Kitsch und Verbraten und Verherrlichung von Mutterideologie verzichtet.

Aber die Kommerzleute hinter so einem Projekt, was zweifellos sein Geld kostet, sind zu ängstlich – die würden keinen Tag in der Savanne überleben – vertrauen ihrem wertvollen Material nicht und meinen, wenn sie den Zuschauer nicht für blöd verkaufen, weil der womöglich nichts anderes gewohnt ist und sie ihm was zutrauen, er würde fernbleiben. Dabei betreiben sie mutwillige Verstümmelung des hochkarätigen Bildmaterials, verschandeln und verscherbeln es als Tand.

Sollte der Film an den Kinokassen nicht den Erwartungen entsprechen, so können die Produzenten ja immer noch eine deutlich kürzere Fasssung mit Weglassen von Musik, Sprecher und Beifang herstellen und dann als „Maleika – das Konzentrat“ auf den Markt werfen und meiner Meinung nach einen Klassiker moderne Tierfilmerei ihr eigen nennen.

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