Magical Mystery oder die Rückkehr des Karl Schmidt

A la recherche tu temps techno.

Nun, so anspruchsvoll wie ein Proust seiner Vergangenheit nachgerochen hat, wird hier im Film von Arne Feldhusen (Stromberg – Der Film) nach dem Drehbuch von Sven Regener (Haialarm am Müggelsee) dem Techno nicht nachgespürt.

Die guten Filmemacher glauben, wenn sie einen prima Stoff, ein würziges Thema und einen Cast haben, der unbedingt Atmosphäre herstellen kann, Charly Hübner, Bjarne Mädel, Detlev Buck, Marc Hosemann, sie hätten den Erfolgsfilm schon im Sack.

Sie glauben offenbar – und die von uns finanzierten, geldstiftenden öffentlich-rechtlichen (dösigen) Fernsehredakteure mit ihnen – dass sie mit einem bisschen Herstellung von Techno-Atmosphäre Mitte der 90er des vergangenen Jahrhunderts schon den Erfolgsfilm garantiert haben.

Sie sind angefressen von den Details, der ewigen Qualmerei, der Tournee der DJs durch Deutschland mit einem unkomfortablen Klapperbus, in den auch noch zwei Meerschweinchen rein müssen, den Übernachtungen in der Systemhotelleriegruppe Floxi und mit durchzechten Nächten.

Sie sind voll überzeugt, dass bei so viel Reichtum an Anekdoten aus dem Buch von Regener es nicht mehr nötig sei, ein gscheites Drehbuch zu entwickeln. Sie sind festen Glaubens, dass Dick nicht nur leinwand- sondern auch abendfüllend sei, wie einsten bei Dick und Doof, wobei dort eben eine Tortendialektik zwischen den beiden in Gang gesetzt wurde, während hier der Dicke, Charly Hübner als Karl Schmidt, auch noch einsichtig handelt und lediglich aus der romantischen, betreuten Drogen-WG, die anfangs des Filmes geschildert wird, ausbricht, sauber ist und sauber bleibt und ohne Umstände wie ein Feldwebel die Tourneeleitung des Techno-Erfolgslabels „Magical Mystery“ übernimmt, den Fahrer mimt, die Leute zur Tourneedisziplin anhält.

Es gibt noch ein, zwei filmisch mit Anfängermitteln dargestellte Schwindel-Momente, Flashbacks an die Sucht, aber die gehen vorbei und sind ohne Folgen genau so wie der Ermahnungstraum mit dem Auftritt seiner WG, wie ihn eine kirchliche Jugendgruppe darstellen würde. Die Rückkehr des Karl Schmidt bei seinen Leuten, die findet früh im Film statt, womit der Film sein Titelversprechen schnell einlöst und nichts Neues an dramaturgischer Spannung aufzubieten hat.

So ist denn Lustigsein angesagt, Zugspitzfahrt und Besuch im Hofbräuhaus in München, Unterwegsbilder, Hotelbilder, Konzertaufnahmen, wogende Massen und Partys (dagegen war der Karmakar-Film Denk ich an Deutschland in der Nacht das reinste Kunstwerk). So wird der Film ein braver Fernsehfilm mit hundslausig gearbeitetem Drehbuch.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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