Grießnockerlaffäre

Bleibts von die offene Gräber weg!

Ein Rat, der wenig nützt, nicht in Bayern, wo die bayerische Art zum Charakteristikum gehört, die bayerische Art, mit der ein Ex-Ministerpräsident einst einen übertriebenen Polizeieinsatz verteidigte.

Dieser Film von Ed Herzog nach dem Drehbuch von Stefan Betz nach dem Roman von Rita Falk stimmt die Kino-Variante als Produkt für den Regionalmarkt des Lobliedes auf diese bayerische Art an.

Als deren typischster Vertreter und als Figur inzwischen nicht nur am Bauch gerundet entwickelt sich Sebastian Bezzel als der unverheiratete Franz Eberhofer und Polizist in Niederkaltenbach. Er lebt noch im Haus seins Vaters (Eisi Gulp), der gerne Joints raucht und in der Musik der 70er Jahre stehengeblieben ist und seiner Oma, die im Vergleich zum ersten Film deutlich derbere – dafür kräftiger pointenschlagende – Enzi Fuchs.

Die Seitenstory der Wiederbegegnung mit Omas aus den Augen verlorenem Geliebten Paul (Branko Samarovski) gibt dem neuesten Film der Reihe den Titel: die Grießnockerlaffäre, weil Paul alters- und gesundheitsbedingt nur Grießnockerl essen kann.

Einmal mehr schafft Franz es nicht, seiner Dauergeliebten Susi (Lisa Maria Potthoff) den definitiven Antrag zu machen – bis es so weit ist, dürften noch viele Folgen ins Land gehen.

In Niederkaltenbach kommt immer was dazwischen, denn alle Figuren, die sich schön weiterentwickeln, wollen ihren Auftritt: Sigi Zimmerschied, der mit Verzicht auf seine Solodarsteller-Allüren an Format gewinnt, genau so wie der Sohn von Metzger Simmerl (Stephan Zinner), Ferdinand Hofer mit seiner Autostory, eine Rosine im traditionell bayerischen Kuchen, der andererseits mit wunderbaren Frauenauftritten verfeinert wird, mit der Dauersphinx Nora von Waldstätten als Thin Lizzy, Ermittlerin aus München, oder der geheimnisvoll leidenden Russin Ivana (Lilith Stangenberg), die den schmierigen Kommissar Barschl (Francis Fulton Smith) geheiratet hat. Der stirbt tragisch eines unnatürlichen Todes.

Leider steckt in der Barschl-Leiche ein Klappmesser, das eindeutig dem Eberhofer Franz zuzuordnen ist, was erst mal, statt zu Aufklärung, zu noch mehr Rechtsbrüchen (auch ulkige, wie der mit dem Blumentrog und dem Verkehrskreisel) verleitet, denn der Franz soll jetzt behinderte Kinder von und zur Schule fahren, kann aber den Verdacht nicht auf sich sitzen lassen, da er es definitiv nicht war.

Die bayerische Volksstück-Tradition wird gewahrt und behutsam modernisiert: ein bayerischer Schlagersänger schwarzer Hautfarbe tritt auf, die Behinderten kommen als lustige Truppe vor und die Kinder von Franzens Bruder, die haben einen kräftig asiatischen Einschlag.

Für das katholische Lourdes-Motiv steht Annemarie Hausladen (Franziska Singer). Zur Beseitiung der letzten Klarheiten trägt Freund Rudi (Simon Schwarz) als Privatdetektiv bei. Es gibt halt Situationen, in denen sich der Gesetzeshüter aus pragmatischen Gründen gezwungen sieht, Gesetzesmacher nach eigenem Gusto zu werden, und wenn man schon ein schönes altes Polizeiauto mit Blaulicht hat, so soll dieses auch ab und an eingesetzt werden.

Dieser neueste Film der Reihe scheint mir der homogenste zu sein, die gut zusamengestellte Truppe hat offenbar an einem Strang gezogen, hat die Geschichte zum Protagonisten erkoren, was zu einem leichtfüßig unterhaltsamen Ergebnis führt.

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