Gefahr der Eklampsie.
Am liebsten würde man ins Chalet der Familie Payan irgendwo in einem Tal der französischen Alpen einziehen, die sind zwar nicht lieblich, aber so herzerwärmend lebendig und munter und schenken sich nichts. – Aber ich wüsste dann doch nicht, wie lange ich es mit ihnen aushalten würde.
Und dann ist da noch ein Kleines unterwegs. Als ob es nicht reicht, dass Mutter Nicole (die fabelhafte Karin Viard) was Kleines unterm Herzen trägt. Es ist kein Irrtum, obwohl sie 50 ist. Aber Papa Jean-Pierre (von der süßen Enkelin nur Opa JP genannt), ist heiß auf seine Ehefrau und in dem Alter kann eh nichts mehr passieren, denkt er, schon gar keine Verhütungspanne, wie er einmal seiner Tochter Arielle (Hélène Kneusé) an den Kopf wirft.
Diese Tochter lebt mit ihrem wohlgenährten Toussaint aus dem Quebec und der kleinen Zoé auch im Chalet. Aber Arielle ist keine begabte Mutter und Hausfrau, sie glänzt dadurch, dass sie kaum da ist und wenn schon, dass sie nichts zum Haushalt beiträgt. Alles im Haushalt erledigt die Mutter und dann auch noch einen Fulltime-Job bei der Mautstelle der Autobahn. Und auch noch für die Oma Mamilette ( die entzückende Hélène Vincent) zu sorgen und sich um sie zu kümmern, bei der nie ganz klar ist, ob sie schon dement ist oder mal bloß wieder aus Scherz die Tote spielt, hören tut sie jedenfalls ganz gut und man wünschte ihr ein ewiges Leben.
Papa ist auch nicht sehr nützlich in der Familie; er ist arbeitslos, trainiert aber eine Mädchen-Akrobatik-Gruppe. Und auch Bruder Vincent (Raphael Fenouillet) gehört zur Familie. Er ist insofern der Pechvogel, als immer, wenn in seinem Leben etwas Wichtiges passiert ist, die Familie gerade nicht pässlich ist. So verpassen sie gemeinsam den Abschied vor seinem nächsten U-Boot-Tauchgang, so fängt der Film an.
Vincent ist U-Boot-Koch. Jetzt ist Mama schwanger – selbstverständlich hat die Erkenntnis und die Bekanntgabe einer solchen Zustandsänderung in dieser warmherzigen Komödie von Nadège Louise nach dem Buch von Fanny Burdiono + 4, eine eigene Dramaturgie, die wunderbar sichtbar macht, wie diese Leute mit einem Geheimnis umgehen.
Wobei solche Geheimnisse, wenn man so eng zusammenwohnt, sicher dazu gehören. Oder eine Geheimsprache, wie die beiden Geschwister sie als Kinder benutzt haben, die aber offenbar im Telegramm an den Bruder im U-Boot nicht mehr so richtig funktioniert.
Der Arzt verschreibt der schwangeren Oma Nic, wie die künftige Nichte Zoe in Erwartung ihres künftigen Onkels sie nennt, Stressfreiheit. Sie soll ein paar Tage im Spital bleiben. Wie sie zurückkommt ruft sie laut aus, es sei eingebrochen worden… ist es natürlich nicht. Aber ob der Rest der Familie kapiert hat, was diese Frau leistet, das bleibt zweifelhaft.
Vergessen zu erwähnen: Damien (Côme Levin) den Arbeitskollegen von der Maut und den Doktor Gentil (Grégroie Bonnet), der die Schwangere, wenns ans Hantieren geht, zu verzückten Träumen hinreißen lässt. Es entsteht der Eindruck von so prallem Familienleben, dass man befürchtet, das Bergtal könnte das gar nicht fassen. Der Doktor meint, eine solche späte Schwangerschaft berge das Risiko einer Eklampsie.