Dark Blood

Lässliche Sünden der Weißen.
Ein unvollendeter Film.

Regisseur George Sluizer hält eine kleine Vorrede. Dass River Phoenix 1993 während der Dreharbeiten zu Dark Blood gestorben ist. Und dass er jetzt, 2012, wo er selber ernsthaft krank werde, versuchen wolle, aus dem Material einen Film zu montieren. Dabei verhalte es sich wie bei einem Stuhl der nur aus zwei Beinen bestehe, er versuche wenigstens mit dieser Montage ein drittes Bein anzubringen – das vierte werde ewig fehlen.

Dieses fehlende dritte Bein wird ersetzt durch Drehbuchauszüge, wie es scheint, die der Regisseur selber liest, während er das Bild anhält. Es sind vor allem Szenen innerhalb der Hütte, in der Boy, River Phoenix, lebt. Er hat in seinen Adern das dunkle Blut durch seine 1/8-Abstammung von den Hopi Indianern, diese depressive Anlage.

Hier schlagen lässliche Sünden der Weißen nicht juristisch, nicht rational nachvollziehbar, sondern unerwartet dämonisch schicksalsungerecht zurück auf ein Ehepaar von Hollywoodstars, das mit seinem Bentley ein Erholungswochenende in der Wüste von Nevada verbringen möchte (Buffy und Harry, Judy Davis und Jonathan Pryce). Anfangs liest sie flachsend aus einem Drehbuch und meint, den Schmarren wolle sie nicht spielen, während er findet, das Geld stimme doch.

Wegen einem Problem mit ihrem Luxusauto stranden sie im Nirgendwo, werden aufgegabelt von Boy, der sie in seine einsame Hütte mitnimmt und verspricht, sie nach Saint John zu bringen, von wo aus der stehengebliebene Bentley geholt und repariert werden könne. Das zögert sich hinaus.

Stattdessen fängt das Schicksal in der Personifizierung des faszinierenden River Phoenix an zuzuschlagen. Er zitiert mit einer Härte, die keine Diskussion zulässt, diese Sünden der Weißen, die sie für lässlich halten, erst die Verdrängung der Indianer und dann die Atomtests in der Nähe, die sie aus ihren angestammten Dörfern vertrieben hat; ein verlassenes, verstrahltes Dorf (Boy spricht von Plutoniumflocken im Haar) wird auch Spielort für einige Szenen.

Außerdem ist Boy fasziniert von Bunny. Er hat sogar ein Bild aus ihrer Vorschauspielerzeit in Las Vegas, auf dem sie als Bunny posiert. Hier gehen die Gefühle schnell hoch und in Richtung zur Grenze des Kontrollverlustes. Aber auch von Todesmusik ist die Rede bei Boy. Indianische Drogen werden gereicht und Boy hat sich eine Atomschutzhöhle gebaut, die ausgestaltet ist wie eine Kapelle mit vielen Kerzen und mit indianischen Totemfiguren, die er selbst hingebungsvoll schnitzt.

Boy wird von Bunny als ein verstörter junger Mann beschrieben, was von der Erscheinung her zutrifft, von den Handlungen her scheint er doch zielbewusster mit diesen (grauenhaften) Sünden der Weißen im Hinterkopf präsent umzugehen.

Bunny ist für Boy attraktiv, aber auch sie ist fasziniert von ihm, während sie ihrem Ehemann vorwirft, er sei immer nur mit seiner Fassade beschäftigt (und mit seiner nächsten Rolle, wie er zu verstehen gibt).

Sluizer über Phoenix: Such a gentle and gifted actor.
Website des Filmes.

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