Die Widerständigen – Also machen wir das weiter (BR, Dienstag, 27. Juni 2017, 22.30 Uhr)

Spät-Spätlese.

Die letzten Zeitzeugen aus der Nazidiktatur sterben aus, Täter, Opfer, Widerständler.

Katrin Sybold hatte aus dem Kreis um die Weiße Rose Menschen ausfindig gemacht und befragt. Sie hatten nach der Ermordung der Geschwister Scholl weitergemacht. Sie hatten Texte aus Reden von Thomas Mann, die sie über BBC empfangen konnten, mitgeschrieben, sie hatten Flugblätter getippt und abgeschrieben und verdeckt weitergegeben. Es waren höchst riskante, lebensgefährliche Aktionen.

Das Naziregime schien panische Angst vor solchen Texten zu haben. Um Hans Leipelt sammelten sich vor allem Studenten und Uni-Professor Wieland, Nobelpreisträger, deckte sie. Hans Leipelt wurde Ende 1944 in Donauwörth, damit es kein Aufsehen erregt, zum Tode verurteilt.

Andere Flugblattverteiler/innen kamen ins Gefängnis. Leipelt wurde Ende Januar 45, also nur wenige Monate vor Kriegsende enthauptet. Die Filmemacherin Katrin Seybold verstarb 2012. Ula Stöckl hat aus deren Material nun diesen Film gemacht, eine Art Spät-Spätlese letzter Zeugen.

Es sind Ausschnitte aus den Interviews, die Seybold über Jahre geführt hat. Es gibt schon einen Vorgängerfilm von 2008 (Die Widerständigen). Die Frauen und Männer erzählen von den Umständen, unter denen sie diese Flugblätter hergestellt (auf Reiseschreibmaschine und mit gerade mal zwei Durchschlägen) und weiterverbreitet haben (persönlich oder per Brief), von ihren Verhaftungen, Gefangenschaft, Gerichtsurteilen und vom Chaos des Kriegsendes.

Wenn man etwas die Nachrichten aus der Welt verfolgt, so ist schockierend, wie weit verbreitet staatlicher Meinungsterror auch heute noch ist: Russland, Türkei, Syrien, Saudi-Arabien, China, die Liste ist beliebig fortzusetzen der Länder, in denen allein Journalisten im Gefängnis sitzen – wegen Angsthasen von Staatschefs wie Putin, Erdogan, Assad, Al-Sisi …

Allerdings ist es heute wohl einfacher, Texte in die Welt zu setzen und zu verbreiten. Viel ist über die sozialen Medien zu lesen gewesen im Zusammenhang mit dem Aufruhr in den arabischen Ländern. Aber all diese Bewegungen scheinen noch nicht stark genug. Und auf, dass es bei uns nie wieder so weit kommt, sind solche Erlebnis- und Handlungsberichte aus dem eigenen Lande unverzichtbar und müssen immer wieder gezeigt werden. Das ist im Sinne eines demokratisch verantwortungsbewussten öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

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