Das Belko Experiment

Das Horrorgenre ist eine Angelegenheit von Kalkül und Dosierung. Erst folgt die Schilderung von Normaliät, allenfalls versehen mit misstrauisch stimmenden Omen, dann wird nach und nach oder sehr plötzlich das Unvorstellbare in diese eingeträufelt oder platzt in sie hinein.

Hier im Film von Greg McLean nach dem Drehbuch von James Gunn geht es um einen Spezialfall des Horrorgenres, nennen wir es den Eliminationshorror. Hier wird eine Gruppe von Menschen sich gegenseitig bis auf den letzten Blutstropfen bekämpfen und wenn alle tot sind oder grad noch einer überlebt, dann ist der Film aus. So in Battle Royal aus Japan von 2000.

Die Menschen müssen sich gegenseitig umbringen. Ort des Horrors ist diesmal ein Hochhaus in einem Campus der amerikanischen Firma BELKO Industries in einem öden Außenbezirk von Bogota in Kolumbien.

Die Macher behandeln das Horrorrezept einwandfrei wie knackigen Frühjahrssalat mit der Schilderung eines lässigen amerikanischen Büroalltages mit seinen Großraumbüros und mit einer alltagsgängigen Typenmischung von Darstellern.

Den ersten Hinweis auf etwas gegen die Alltagsroutine liefern erhöhte Sicherheitskontrollen durch Militärs schon am Eingang des Campus. Eine neue Mitarbeiterin, schmollippige Latinoschönheit, wird eingeführt, damit verbunden ist die Info, dass die Mitarbeiter der Firma einen Chip im Hinterkopf implantiert bekommen, damit sie bei allfälligen Entführungen überall auf der Welt sofort aufgespürt werden können. Dient alles der Sicherheit. Und wird sich nach dem Horrorgesetz in sein blutiges Gegenteil verkehren.

Nach etwa einer Viertelstunde bricht der Horror wie ein Sturm aus dem Nichts über den Betrieb herein. Es scheint, dass eine fremde Macht das Haus übernommen hat. Überall werden automatisch gepanzerte Eisenplatten vor die Fenster gekurbelt, ein eindrücklicher Vorgang.

Dann werden die Spielregeln bekannt gegeben, die Zeitvorgaben, in denen wie viele Tote vorzuweisen seien. Offenbar hat die fremde Macht den Überblick über das Gebäude. Der Zuschauer darf jetzt insgeheim Wetten abschließen, wer von den Figuren, die etwas persönlicher vorgestellt worden sind, allenfalls überleben wird. Wir tippen, ohne etwas zu verraten, auf Mike Milch (John Gallagher, Jr.), den haben wir als ersten kennengelernt, er ist auch der sympathischste.

Ab Bekanntgabe der Regeln dieses Spieles, das kein Spiel mehr sei, befolgen die Filmemacher die Standard-Rezeptur fürs Genre geflissentlich, erfinden diverse Situationen, lassen die Menschen in verschiedenen Gruppen sich anhäufen oder vereinzeln, lassen die Zahl der lebenden Darsteller sich verringern, lassen einen verführerischen Waffenschrank ins Bild kommen, lassen die Darsteller teils ganz ruhig und sachlich sich besprechen, teils Verzweiflung und Entsetzen spielen.

Aber sie scheinen nicht die richtige Würze gefunden zu haben, nicht das Salz in der Horrorsuppe. Diese wirkt zu brav abgespielt und die am Ende drüber gestülpte Rahmenhandlung wirkt aus dem Ärmel gezaubert, eher, um zu einem Ende nach anderthalb Stunden zu kommen, als um dem Horror noch eins draufzusetzen. In der Musik verfolgen sie die bewährte Rezeptur, zu horriblen Situationen schöne Musik wie Opernarien oder Latinoklassik aus dem Radio einzuspielen.

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