Shalom Italia

Toskana-Abenteur-Erinnerungsreise.

Die drei Brüder Emanuel (der ist ein hochgescheiter Professor und 84 Jahre alt), Andrea und Bubi, auch nicht viel jünger, sind in Florenz geboren. Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges.

Sie sind jüdischer Herkunft. Deshalb werden sie nach dem Hitler-Mussolini-Pakt in Florenz verfolgt. Die Familie fängt eine Flucht-Odyysse an durch verschiedene Orte der Toskana, bis sie sich im Winter 43 in einem steinigen Wald oberhalb einer Ortschaft eine Höhle baut und dort mit Hilfe freundlicher und mutiger Dorfbewohner überleben kann: die Eltern, 4 Kinder und 2 Omas.

Nach dem Krieg wandert die Familie nach Israel aus. Jetzt, 70 Jahr später, hat der Jüngste den Wunsch, mit seinen beiden älteren Brüdern, diese Höhle zu suchen.

Es wird eine Erlebnisreise, die Tamar Tal Anati, Anati ist der Familienname der Brüder, dokumentarisch festhält. Es ist eine Reise voller Diskussionen und Reflektionen, der Suche nach Erinnerungen und der Erkenntnis, dass solche verloren gehen können oder sich zu Legenden umbilden, dass es auch eine mythologische Erinnerung gebe und auch, dass es unterschiedliche Erinnerungen gibt, an das erinnert sich der eine, der andere gar nicht.

Es ist wie eine Abenteuerreise, aber auch das wird diskutiert, wie pünktlich man aufstehen und frühstücken soll, und dass man das nicht so verbissen sehen wolle, es sei ja schließlich Urlaub.

Am meisten geistigen Input bringt der Professor, ein Anthropologe, der weltweit geachtet ist und überall Vorträge hält. Er misstraut der Erinnerung, er misstraut der Behauptung, sie hätten als Jungs in Florenz Bogen für das Pfeilschießen gekauft und diese auf der Flucht mitgeschleppt, das hält er für widersinning, es ging doch darum, das Allernötigste mitzunehmen; er misstraut auch manchen Legenden im Dorf, dass die Bewohner die Gold- und Silberschätze und den Schmuck der Familie aufbewahrt hätten und diese dem Pfandleiher gebracht und dafür Lebensmittel gekauft haben sollen. Wobei beim Besuch von Frau Nada, der die Familie die Rettung verdankt, deutlich wird, dass es eine Geschichte voller Unklarheiten ist.

Es ist eine ungewöhnliche Reise durch die Toskana mit einem Abstecher nach Florenz, einem Besuch des einstigen Stadthauses der Familie, das jetzt ein Hotel ist. Es ist eine Reise mit Fahrten durch die Toskana, mit wunderbar italienischem Essen vom Einkaufen bis zum Zubereiten und Verzehr. Die Brüder kommen in einem stattlich renovierten Haus in der Nähe ihrer Höhle unter. Diese scheint vergessen.

Einer meint, es wäre ein Wunder, wenn sie die Höhle wiederfinden würden, die der Vater aus Stein gebaut hatte. Entgegnet der andere, sie würden aber an Wunder glauben. Während der Einheimische, der sie anfänglich begleitet, nichts von so einer Höhle weiß, er kennt nur die Tierhöhlen, Wolfshöhlen.

Die Musik bestimmt zusätzlich die Atmosphäre aus jugendlicher Reise- und Unternehmungslust. Obwohl Eme, wie Emanuel, der Älteste gerufen wird, keine Lust auf diese Reise hatte, er braucht diese Erinnerungen an das Leid nicht. Dem widersprechen die Jüngeren, für die das Leben im Wald toll und abenteuerlich war mit Pfeil und Bogen. Allerdings durften sie nie laut werden, denn wenn die Deutschen sie gehört hätten …

Drei alte Herren kraxeln im Gebirgswald herum. Das hat etwas Existentialistisches.

Nur in Florenz gerät der Film kurz in die üblichen Gedenkfahrwässer beim Besuch einer Erinnerungseinrichtung mit den Tafeln der Toten.

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