Hey Bunny

Die Hasen, die Häschen und das Glück.

Blaise Pascal ist der Mottogeber für diese groteske Komödie von Barnaby Metschurat in Koregie mit Lavinia Wilson, dass das Unglück der Menschen daher rühre, dass er nicht ruhig in seinem Zimmer zu bleiben vermöge. Dagegen träumen hier die Forscher von der Kreation einer friedlichen Hasengesellschaft mittels der Happy-Formula-Versuchsreihe.

Der emeritierte Forscher (Patric-Luc Doueyrou) ist dement (Alzheimer ist eine schwere Krankheit). Er hat 40 Jahre für Frieden und Glück auf der Welt geforscht, mittels Tierversuchen das Glücksgen gesucht. Die Glücksforschung ist in eine private Firma „Ideals“ ausgelagert und wird von Frau Professor Spiegelberg (Marie Gruber) resolut zielbewusst fortgeführt.

Der Professor wohnt in einem behaglichen, stilvollen alten Professorenhaus. Seine Frau hat ihn, aus guten Gründen, wie später zu erfahren ist, längst verlassen. Er hat drei Söhne. Adam (Barnaby Metschurat), Äffchen genannt, ist außer Haus und wohnt in einer Hipster-Wohnung. Er ist ein Computerprofi und Hackerspezialist und gleichzeitig Prototyp des dauerbeleidigten deutschen Intellektuellen. Er hat eine komplizierte Liebesbeziehung zu einer Frau, die in Afrika den armen Menschen hilft und ihn dazu motivieren möchte.

Toni hat meist die Kapuze über, so dass Sabin Tambrea, der ihn spielt, noch verschlossener und geheimnisvoller wirkt als sonst und der ist irgendwie grad zuhause; er muss eine Vergangenheit als Musiker haben. Alen (Harald Schrott) ist offiziell zu Hause geblieben, kümmert sich um den Papa, der Paperkraniche faltet und diese an die Decke hängt.

Alen braucht nicht den beleidigten Intellektuellen und Glückssucher spielen, denn das Glück liegt so nah, am Flughafen gabelt er gestrandete, mollige Frauen aus aller Welt auf, die klare, unkomplizierte Vorstellungen vom Glück haben und diese lustvoll mit Alen teilen.

Die Schilderung des Wissenschafts- und Intellektuellenmilieus gelingt Barnaby Metschurat spitzenmäßig, die Dialoge wirken wie dem Leben abgeschaut, authentisch; das ist selten im deutschen Kino.

Die großzügig mit lockerem Talent zu Faden geschlagene Criminalstory beginnt mit einem Hackerangriff (Yum Yum auf den Bildschirmen) auf die Computer der Firma IDEALS. Dieser passiert kurz nachdem ihr Geschäftsführer, der glatt-geschmeidige Menschengewinnler und Mann von Welt Mirko Özer (Edin Hasanovic), Adam als Computerspezialisten engagiert hatte, um Sicherheitsprobleme auszumerzen.

Grad weil Adam jetzt Zugriff zu den Passwörtern hat, wird er mit kurzer Logik schnell als Hacker verdächtigt und verfolgt. Ab sofort hat er nicht nur die Polizei, sondern auch die Wissenschaftlerin mit Brille und Herz, Helen (Lavinia Wilson), auf seiner Fährte, sie, die heftig zwischen Tierliebe und Tierversuchen hin- und hergerissen ist. Sie ist eine hartnäckige Stalkerin.

Adam versucht, sich in Rapper-Verkleidung oder als bärtiger Ethnograph zu tarnen. Er verschwindet aus seiner polizeilich versiegelten Wohnung (zur Plausibilierung solcher Veränderungen gibt es allerdings im Film das eine und andere, erzählerische Missing Link) und campiert im Garten des Hauses seines Vaters.

Je mehr der Kriminalfall Fahrt aufnimmt, desto mehr schwenkt der Film in Richtung fröhliche Klamotte im Sinne einer fröhlichen Wissenschaft, die just unter Verzicht auf diese Grund-Beleidigtheit deutscher Intellektueller diese und ihr Gehabe auf die Schippe nimmt.

Im Hinblick auf einen breiteren Erfolg wäre allerdings zu empfehlen, die Criminal-Story stringenter zu bürsten. So aber bleibt die genussvolle, tendenziell anekdotische Schilderung gebildeter deutscher Lebensverhältnisse mit der Zusatzqualität, dass ein Schauspieler als Regisseur die Schauspieler interessant und spannend, mithin glaubwürdig agieren lässt, eine nicht zu unterschätzende Qualität.

Also die Firewall muss stehen, sach ich mal.

Siehe auch stefes Interview mit Lavinia Wilson und Barnaby Metschurat.

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