Tatort Franken: Am Ende geht man nackt (ARD, Sonntag, 9. April 2017, 20.15 Uhr)

Diesen Tatort aus Franken habe ich nicht zu Ende geschaut. Nach knapp einer halben Stunde hat es mir gereicht. So ein abgegriffener Zugriff auf das Flüchtlingsthema, so unspannend gebracht nach dem notleidenden Drehbuch von Holger Karsten Schmidt (Polizeiruf 110 Sumpfgebiete und Nebel im August)
Bei Nebel im August hat er bereits seine Unfähigkeit als Drehbuchautor bewiesen. Der Film ist gefloppt. Das Kino ist gnadenlos (was nicht heißt, dass auch ein gutes Buch floppen kann). Am Fernsehen kann ein Autor offenbar eher über seine Unfähigkeit hinwegtäuschen, wenn Wörter halbwegs zu Sätzen zusammengesetzt werden und alle paar Sekunden eine neue Szene kommt und dem Stammpersonal Sätze zugeschrieben werden.

Die Drehbuchanalphabetin in der Redaktion: Stephanie Heckner.

Musste Regisseur Markus Imboden (Tatort Klingelingeling und Tatort Einmal wirklich sterben) sich das antun?

Hier wirkt das Drehbuch oberflächlich und leichtfertig zusammengestiefelt. Damit versinkt auch der möglicherweise anständig gedachte Rest. Es fängt mit Medienbashing, Bürokratismusbashing und Neugierigenbashing vom hohen moralinischen Ross herab an. Die Flüchtlinge kommen kaum über Komparseriestatus hinaus. Und wenn einer breit Fränkisch spricht, so wirkt das wie ein sprachlicher Geisterbahnspuk.

Katastrophales Drehbuch. Mit Felix, der mit dem Flugzeug und mit Fahrrad aus Tschetschenien ankommt, da wird viel erklärt, gibt es eine überflüssige Taxiszene; er übergibt das Gepäck dem Taxifahrer und einen Zettel mit einer Adresse. Er selbst fahre mit dem Rad, er brauche Bewegung. Aha, gesunheitsrelevanter Drehbuchinput, gesponsert von einer Krankenkasse. Hat das etwas mit der Story zu tun? Erklärfernsehen, das Dinge erklärt, die nichts mit der Geschichte zu tun haben.

Felix bringt dann in viel zu ausführlichen Szenen Wurst aus Tschetschenien mit, verlorene TV-Zeit, ob da Esel drin ist – im Drehbuch sicher mehr als ausgewiesen. Das ist doch schrecklich. Er ist zu Fuß quer durch Afrika. Guten Morgen, Guten Morgen, Guten Appetit aus … statt Bamberger Hirn … das liegt in Tschetschenien, ist da Esel drin – nein, Esel ist im Drehbuch … der Stand ist der, wir haben eine Tote … Schatz beschäftigt sich gerade mit dem Schließmechanismus – und wir meinen: der des Drehbuchs ist defekt – und wieder Erklärungen über Erklärungen, man könnte auch Akten vorlesen, das wäre spannender –

Brandanschlag oder Fingerabdrücke – wir suchen zwei Täter … Erklär-TV. Dann Gespräch über Status, er könnte reingehen, er kann tschetschenisch … Erklärung über verdeckte Ermittlung, ich fahr nicht nach Uganda, was soll schon passieren, das muss wasserdicht sein … sag mal Deutsch was mit tschetschenischem Akzent, lustig, lustig, wenn man schon nicht über die Franken lachen kann … nicht dass du mir da drin verloren gehst … das geht aber einfach, sich als Asylbewerber reinzuschmuggeln …. herzlich willkommen … wir hatten hier einen Brand … und jetzt spielt er den motzigen Asylbewerber – es ist so unglaubwürdig … wo ist Tschetschenien. …. sag mal woher kannst du Deutsch, mein Vater war in Damaskus Deutschlehrer … anfreunden mit Mazud und wieder tschetschenische Wurst … probier mal

das hat alles weder Hand noch Fuß – falls die tschetschenische Wurst nicht noch eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung des Verbrechens oder der Verbrechen übernimmt … hast du was von dem Brand gehört … gleich fängt der verdeckte Ermittler ganz offensichtlich zu ermitteln an … jetzt zeigt der Film, wie unbequem das Bett ist … Das ist kein Sicherheitsabstand mehr Frau Ringelhahn …. konfus, konfus Drehbuch —- das ist ein Ding, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen … Frau Vogt und ich haben zeitweise zusammen studiert … bla, bla, bla … mir rennen die Pressevertreter schon die Tür ein … ich habe Ravioli gekocht mit eine Gaskocher

sorry, sorry, von so einem undurchdachten, schwafeligen Drehbuch — mehr pack ich nicht. Schade um die Lebenszeit. Sichtung nach knapp einer halben Stunde abgebrochen. Nichts, was Interesse erwecken würde oder könnte, nichts was glaubwürdig ist. Kein Mensch mit einem Konflikt. Kein Vorgang ist präzise. Es wird nur erklärt und gequasselt. Abgelutschteste Fahrbahnen – ohne dass die Figuren damit Kontur gewinnen würden. Keine Mühe gegeben für das Drehbuch. Das Drehbuch von Anfang an hingehudelt. Und wir müssen für so eine schmierige Schnell-Schnell-Pfusch noch blechen.

ROTE KARTE DES ZWANGSGEBÜHRENZAHLERS!

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