Tiger Girl

Schlägernde Frauen.

Sie versuchen sich zu befreien, sich frei zu buddeln aus den Fesseln der Subvention und des Fernsehens, die jungen deutschen Filmmenschen. FOGMA nennen sie sich, könnte abgekürzt werden als Frech Ohne Große Matrix, ohne Plan, womit just die Krux des Projektes schon beschrieben wär.

Dreistheit, Frechheit, Respektlosigkeit als Selbstzweck, Widerwillen gegen jegliche Gesetzlichkeit kommt gut bei den beiden Protagonistinnen und ihren Mitspielern, ein gewisser Hang zu jugendlich-nonchalenter Anarchie. Sie improvisieren frei Schnauze was das Zeug hält und die pseudodokumentarische Wackelkamera versucht Wahrheit und Einmaligkeit des Geschehens zu plausibilisieren.

Die Geschichte ist leider doppelköpfig und damit viel zu kompliziert für einen Genreversuch, wie neulich bei den Wienern, bei Inferno von Stefan Rutzowitzky festzustellen war, auch wenn der filmisch auf nicht so rudimentäre Vorgehensweisen zurückgegriffen hat.

Hier bei Jakob Lass (Love Steaks), der mit Eva-Maria Reimer + 2 auch für das Drehbuch verantwortlich ist, geht es um zwei schlägernde junge Frauen, denen schön zuzuschauen ist.

Maggie Fischer (Maria-Vitoria Dragus), die femininere der beiden, ist eine abgewiesene Polizeirekrutin, die sich stattdessen als Security ausbilden lässt. Mit ihr fängt der Film an und bringt im Gefolge mehr als genügend Szenen aus der Security-Ausbildung mit dem monoton-harschen Ausbildner Orce Feldschau, der sich wie ein Feldwebel benimmt, immer am Rande des Schreiens oder Brüllens, undifferenzierter Befehlston. Er bringt einen Hauch Lebenspraxis in den Film, denn das ist sein Brotberuf.

Das Problem ist nun, dass Tiger Girl (Ella Rumpf), die nicht als solche eingeführt wird, die Protagonistin sein soll. Somit ist der Zuschauer gleich auf zwei nicht kongruente Schienen gesetzt und es wird von Szene zu Szene schwieriger, noch eine plausible Geschichte nachzuerzählen. Denn bei dieser Überforderung mit gleich zwei Protagonistinnen strapaziert das Team nicht nur den Zuschauer, sondern auch sich selbst, verfolgt keine der beiden Figuren tiefer und genauer und auf ein Filmziel hin.

Solche Konstruktionsfehler begrenzen schon von sich aus den Wirkungskreis eines Filmes; denn es wird schwierig, ihn nachzuerzählen, mehr zu erzählen als, dass man zwei Frauen zugeschaut hat, wie sie eine Reihe von Gesetzlosigkeiten begehen, wie sie Willkür in Uniform praktizieren – Tiger Girl zieht bald auch eine Security-Uniform an, wie Maggie.

Sie sind selbsternannte Gesetzeshüter, die chronisch mit der Polizei, speziell mit dem Polizisten Theo (Enno Trebs) Begegnungen haben. Mit ihm spielt Maggi anfangs eine großartige Liebesszene an ein Auto gelehnt. Aber außer, dass sie sich weiter dienstlich begegnen, hat auch diese Geschichte keinen weiteren Lauf, genau so wenig wie die mit den beiden Typen, mit denen Tiger gerne rumhängt, die sich ein geheimes Rauch-, Sauf- und Schlafstübchen auf einem Dachboden eingerichtet haben. Tiger wohnt in einem romantisch ausgebauten Bus.

Aber auch zwischen den beiden Protagonstinnen ist keine Entwicklung einer Beziehung festzustellen, außer vielleicht, dass Tiger, die gerne mal einem Mann in die Fresse haut, sauer wird, wenn Maggi das ebenfalls spontan und unangekündigt tut.

Viel Wind um archaischen Aufruhr. Dagegen-Sein als Thema. Die Berlinale muss öde gewesen sein, dass um diesen Film Wind gemacht wurde.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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