Die Jones: Spione von nebenan

Ein Film, der den Zuschauer bei der Familienhygiene im Badezimmer abholt.

Adäquate Fantasien, um Ehen in Sackgassen aufzumöbeln oder eine Messlatte dafür, welch Vakuum Kinder, die ausfliegen – und wenn es nur für eine Schulfreizeit ist – hinterlassen können.

Jeff (Zach Galfianakis) und Karen Gaffney (Isla Fisher) wohnen in einem idyllischen Häuschen in der Sackgassensiedlung „Maple Circus“, die symbolisch für die Situation ihrer Ehe stehen kann, denn wegen der Kinder haben sie sich jahrelang persönlich zurückgenommen, den Sex so diskret und lautlos wie möglich erledigt mit deutlichem Lustverlust.

Jeff arbeitet in der Personalabteilung der Hochsicherheitsfirma IMBI, ist aber in seiner Position keiner der Topgeheimnisträger. Karen beschäftigt sich mit Innenausstattung, arbeitet gerade an einer Urinale (damit die Herren der Schöpfung im Stehen pinkeln können, bekanntes haushaltliches Thema). Die Kinder haben sie im Schulbus für eine Klassenfahrt verabschiedet. Jetzt könnten die beiden endlich tun und lassen, was sie wollen. Vakuum.

Zum Glück ziehen neue Nachbarn ein, die ihr Interesse wecken. Tim (Jon Hamm) und Natalie Jones (Gal Gadot). Eine sexy gekleidete Griechin, die eine Stiftung für sizilianische Waisenkinder betreut, und ihr gutaussehender Mann, Reiseschriftsteller.

Grad steht das Quartierfest Junitoberfest bevor, so dass man ins Gespräch kommen kann. Allein wie diese elegante Frau Fantasien anregt. Man verabredet einen Hausbesuch. Die Neuzugegzogenen bringen eine merkwürdige Glasskulptur mit. Beim Besuch überrascht Karen Tim im Arbeitszimmer ihres Mannes. Karen wird misstrauisch, fängt an zu recherchieren, stößt auf Ungereimtheiten.

Immer mehr werden die Gaffneys in das Leben der Jones involviert; bald ist klar, dass es sich um Spione handelt und aus dem Familienfilm, der sich mit Hygiene-, Dessous- und Sexproblemen beschäftigt, wird ein Spionagethriller, just in der Art, wie ihn die Gaffneys bestimmt vom Pantoffelkino her kennen.

Dabei kommt sowohl der Story als auch Jeff dessen Fähigkeit als Personalsachbearbeiter zugut, wie er mit den Leuten umgeht, wie er sie einschätzt, wie für ihn andere Situationen Ernstfälle sind als für Agenten. Was mit dazu beiträgt, aus so einem Film einen Unterhaltungsfilm werden zu lassen, der ausgehend vom Mief der Alltäglicheit wie mit einem scharfen Reinigungswasser diesen entfernt und die Menschen dadurch frischer aussehen lässt.

Mit schönen Seitenblicken über die übliche wie verbreitete Nachbarschaftsbeobachtungskunde (die seien so unverholen vollkommen) angereichert mit diversen Alltagsweiseheiten „Ich brauche vielleicht keine Feuchtigskeitscreme, ich habe Gefühle“, die Hormokomponente leuchtet ab und an auf und zur Abwechslung gibt es Bilder vom Indoor Skydiving, ein Besuch im Supermarkt „What Ales yu?“ und wie es mehr zur Action geht, Vertrauen erweckende Hochglanz-Mercedes-Werbung, ein wahres Heldenauto oder die Verzweiflung der Agenten, die nach 10 Jahren und 30 Ländern gerade mal nach einer einzigen Woche Vorstadtdschungel in der Klemme stecken, im Cul de Sac von Atlanta.

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