Logan: The Wolverine

Endspiel.

Das kann an die Eingeweide gehen. So schlecht sieht Logan (Hugh Jackman) aus, so fertig, so zerfurcht, so zerkratzt und humpeln tut er auch. Fährt als Chauffeur eine dräuend schwarze Stretchlimousine von Chrysler. Es ist das Jahr 2026. Futuristisches Design, keine Ecken, Rundungen, die wie Panzerungen aussehen, unnahbar, bedrohlich, verschwiegen, gnadenlos.

Er soll für Charles (Patrick Stewart), der im mexikanischen Grenzgebiet in einer merkwürdigen Schrott- und Laborromantik aus Blech und Tüchern lebt, die Medizin für dessen heimtückische Krankheit, beschaffen; kann den Auftrag nur unbefriedigend erfüllen.

Unterwegs bedrängt ihn eine Mexikanerin, Gabriela (Elizabeth Rodriguez); sie hat einen lukrativen Auftrag für Logan.

Zermürbend ist das alles, Logan muss fliehen mit Charles, zurück bleibt der pantomimenglatzköpfige Caliban (Stephen Merchant), der bald in die Hände der Verfolger um Dr. Rice (Richard E. Grant) gerät. Dieser wiederum ist hinter dem Mädchen her, Laura (Dafne Keen), das Logan für viel Geld im Auftrag von Gabriela an einen Ort weit nördlich bringen soll.

Immer wieder stoßen nicht zimperlich gebaute Männer zusammen, kommt es zu Kämpfen auf Leben und Tod, blutige Kämpfe, die akustisch noch mit Schlägen unterstützt werden. Logan selbst ist als Mutant ein Opfer des Vaters von Dr. Rice mit der genetischen Fabrik. Der züchtet jetzt mutierte Kinder. Eines davon ist Laura. Aber Gabriela weiß auch, dass Laura eine Tochter von Logan ist.

Zwischen all den Verfolgungen und Kämpfen sucht sich der Film von James Mangold (Wolverine: Weg des Kriegers) nach dem Drehbuch von Michael Greenn + 9 ab und an Verschnaufpausen, die Bilder und Gedanken eines Zuhauses, einer Geborgenheit ermöglichen, eines Hauches einer Idee vielleicht gerade noch erahnter Humanität: bei der Familie, bei der Logan, Charles und Laura für eine Nacht Unterschlupf finden, weil sie deren auf der Autobahn entlaufenen Pferde einzufangen geholfen haben. Häuslichkeit, Geordnetheit, wie befremdlich für einen Hartgesottenen, Dahinserbelnden, wie aus dem letzten Loch pfeifenden. Ist noch ein Plätzchen frei für Vatergefühle?

Obwohl, interessant sieht Logan aus, wenn er die Lesebrille aufsetzt, wo immer er sie bei den physischen Auseinandersetzungen auch bruchsicher verstecken mag; wirkt wie ein Ausbruch aus der Leiderei. Besonders wenn er die Comics der X-Men studiert, die Lauras Lektüre sind. Da wirkt er plötzlich wie ein Literat. Keine Spur von Überlebens- und Endkampf. Was Brillen alles ausmachen.

Aber auch auf der friedlichen Ranch, auf der das Wasser bösartigerweise abgestellt wird, tauchen schnell böse, unerfreuliche, muselbepackte und finster drein schauende Männer auf mit Gewehren in der Hand. Da sind die Eisenkrallen, die Logan aus seinen Händen ausfahren kann schon mal nützlich, quer durch den Kopf oder in den Bauch oder auch mal Kopf ab. Grausam, blutig, nur Kampf und schweres Atmen zwischendrin und immer um Leben und Tod. Kein schönes Leben ist das. Besonders wenn Logan mit sichtlicher Mühe Verfolger, die Kinder vor sich hertreiben und einfangen wollen, erreichen und erledigen soll und wenn es dabei noch einen steilen Bergwald hinaufgeht. Puste, Puste, wo bleibst du? Was ist mit den Superkräften geschehen?

Zwischendrin fragt sich Logan sogar nach dem Sinn seines Tuns. Fast möchte man Mitleid bekommen mit einer dermaßen abgekämpften Figur. Mangold filmt das alles in grober, lauter, detailherausarbeitender Action-Manier, in adäquaten Settings wird geklotzt und nicht getüdelt. Nichts Überraschendes insofern, wenn Logan nur nicht so fertig wäre.

Etwas ungewöhnlicher ist das Ziel der Reise: eine Gruppe von Kindern, die aus der Fabrik von Dr. Rice geflohen sind und in einer einsamen Gegend in den Bergen sich für die Flucht über die Grenze vorbereiten. Mühsal allerorten. Ist das eine Qual. Und unter grösster Anstrengung, es geht fast nicht mehr, mit letzter Energie sich doch noch ein Stimulans spritzen können für den Aufbäumkampf.

Das Leiden von Charles, das sind Anfälle, die wie ein Erdebeben über seine nähere Umgebung kommen, die Leute verfallen in zeitlupenhaften Stillstand. So fühlte sich mein Geist in diesem Film. Am Ende wandelt dieser sich, ganz kurz nur noch, zum besinnlichen Begräbnisfilm und lässt Gedanken zum Töten zu. Dieses ist keine feine Sache.

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