Die Frau im Mond – Erinnerungen an die Liebe

Ehe ohne Ehebett. Eine Ehe eingehen aus Vernunftsgründen und zum Vornherein die ehelichen Bettpflichten ausschließen, das Thema ist nicht ganz neu, aber auch nicht ohne Pikanterie, denn der Trieb, der will seinen Auslass.

In diesem Film von Nicole Garcia nach dem Drehbuch von Natalie Carter + 6 nach dem Roman von Milena Augus heiratet Gabrielle (Marion Cotillard in traumwandlerischer Sicherheit) José (Alex Brendemühl). Er nimmt sich Samstag Abend jeweilen frei und es kostet ihn 200 Francs – der Film spielt in den 50er Jahren.

Jose Rabascalle ist Maurer und hat mit Gabrielle zusammen ein eigenes Geschäft am Meer. Er baut für sie und die trotz gegensätzlicher Abmachungen wohl doch erhoffte Familie ein schönes Haus.

Dass Gabrielle nicht ganz einfach ist, das lässt schon diese Eheverabredung vermuten. Nicht nur, dass sie ab und an Krämpfe hat, später werden Nierensteine diagnostiziert. Sie ist schon zuhause unberechenbar, ordnet sich nur schwer ein und unter.

Die Eltern bauen in der Provence Lavendel an. Einmal provoziert die gerade erwachsen gewordene junge Frau die Arbeiter am Feierabend mit einem Nacktauftritt.

Gabrielle und die Liebe, das erzeugt heftige Dissonanzen, Verhaltensauffälligkeiten, nicht vorhersagbare Ausbrüche. Den Eltern zuliebe geht sie die Beziehung ein.

Zwingend erfordert diese Konstellation, damit eine Geschichte draus wird, die Begegnung mit einem Mann, der sie fasziniert. Es ist André Sauvage (Louis Garrel). Der liegt in einer Klinik in den Schweizer Bergen, in der Gabrielle sich einige Monate von ihren Nierensteinen und überhaupt erholen soll. Er war als Leutnant im Indochinakrieg. Er liebt die Musik. Die Barcarole von Stravinsky wird für die weitere Entwicklung der Geschichte eine entscheidende Rolle spielen.

Natalie Carter, die eine lange Biographie als Schauspielerin hat, inszeniert die Geschichte wie ein Protokoll, unkommentiert illustriert sie die Szenen, die die Geschichte vorwärtstreiben. Es wirkt als fehle jede tiefere Dimension, eindimensional. Die kann man nur im Gesicht und der Haltung von Marion Cottilard finden, das Rätsel – und in den Handlungen.

Eine gewisse Färbung entsteht dadurch allerdings in Richtung Groschengeschichte, besonders in der Klinik in den Bergen wirkt die Inszenierung gelegentlich wie eine pikante Kurschattengeschichte wie sie, wenn man den Ondits glauben will, allzugerne vorkommen; allerdings aus dem Grund, weil die Leute in der Kur Zeit haben und die Partner oder Partnerinnen fehlen; wodurch hier der triftige Grund von Gabrielle zumindest wie hinfällig wirkt, was sich mir als Schlagseite ins Schnulzige darstellt.

Schön ist andererseits, dass Nicole Carter die Geschichte wie ein offenes Buch behandelt, das ist ein wohltuender Gegensatz zum Geheimnis von Gabrielle, wobei sie Sätze wie „Wird es immer Krieg geben?“ und das sei doch etwas Schmutziges, überaus naiv erscheinen lassen.

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