The Salesman

Iranisches Schauspielerehepaar, wobei er als Lehrer sein Geld verdient, probt auf einer modernen Teheraner Bühne Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden.

Die offenbar schlecht regulierte und kontrollierte Bautätigkeit in Teheran führt zu einer Einsturzgefährung des Wohnblocks, in dem das Ehepaar wohnt. Mit den anderen Wohnparteien müssen sie das Haus Hals über Kopf verlassen.

Ein Kollege aus dem Ensemble kann dem Ehepaar auf die Schnelle eine andere Wohnung in der obersten Etage eines anderen Wohnblockes verschaffen. Sie wissen allerdings nicht, dass die Vormieterin, die Gerümpel in der Wohnung zurücklässt, eine unmoralische Frau war, die sich an Männer verkauft hat. Daraus resultiert ein Ereignis, das die Frau des Schauspielers Rana (Taraneh Alidoosti) physisch und in ihrer Scham verletzt.

Die Frage für die Betroffenen, also für Rana und ihren Mann Emad (Shahab Hosseini) ist, wie umgehen damit. Die Polizei zu holen, würde bedeuten, dass die Frau sich ein weiteres Mal bloßstellen müsste, ein weiteres Mal in ihrer Würde verletzt würde.

Man entscheidet sich für das Verschweigen und bringt sich so in weitere Konfliktsituationen. Gleichzeitig müssen die Theaterproben weitergehen, die Premiere und die Vorstellungen gespielt werden. Und keiner darf etwas erfahren.

Der Regisseur Asghar Farhadi (Le Passé – Das Vergangene, Nader und Simin – eine Trennung) verfolgt in seiner bewährten Art aus realistischem Kino und als Ost-West-Vermittler die Untersuchung ethischer Konflikte in der islamischen Welt, die hier der Konfliktbewältigung in einem westlichen Theaterstück gegenübergestellt wird.

So lässt er seine Protagonisten nicht nur in Teheran schwierige Situationen erleben, sondern auch gleichzeitig in Millers Stück. Hier spielt Emad die Hauptrolle des Willy Loman und seine Frau Rana Lomans Frau Linda, wobei mir allerdings die Doppelung der Konflikte zwischen Leben und Theater nicht so ins Auge springen wie möglicherweise von Farhadi intendiert.

Dadurch und durch diese Methode ihres Realismus zieht sich der Film auf über zwei Stunden und kann mir auch nicht richtig klar machen, für welches Publikum er gedacht ist, für das iranische, für das westliche oder für Festivals?

Mal abgesehen davon, dass Millers Stück auch schon bald 70 Jahre auf den Buckel hat. Entspricht das dem Stand der Moderne im Iran? Für das westliche Publikum gedacht sein dürfte die Szene, in der über Sätze geredet wird, die eventuell der Zensurbehörde noch geopfert werden müssen.

Westlich wirkt Emad in seiner Reaktion, momentweise wie ein junger Götz George, der auf eigene Faust nicht nur Ermittlungen unternimmt, sondern in amerikanischer Selbstjustizmanier den Fall klären möchte. Eine andere Frage ist, ob das als westliche Errungenschaft gepriesen werden soll. Als ethisches Thema für alle Kultur- und Religionskreise dürfte das Thema Rache gelten, das hier ebenfalls diskutiert wird.

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