Split

Psychiater leben gefährlich, vielleicht umso gefährlicher, je bessser sie eine multiple Persönlichkeit auffächern, ihr auf die Spur kommen. Das ist eine der Lehren aus diesem Film von M. Night Shyamalan (Buch, Regie, Produktion).

Der andere Infogehalt ist der, dass menschliche Identität ein weites Feld ist, vom braven, korrekten Bürger über das Kind, die Frau bis zur Bestie im Manne. Um 23 verschiedene Wesen soll es beim Psychotiker Kevin (James McAvoy) gehen, steht im Begleitblatt zur Pressevorführung, die ich beim besten Willen nicht alle rekapitulieren kann, im Abspann sind auch nur etwa ein halbes Dutzend angegeben.

Der Film wirkt wie ein Konstrukt zur Plausbilisierung und Veranschaulichung eines solch identitätsgestörten Menschen; er ist in psychiatrischer Behandlung; gleichzeitig hat er drei junge Frauen entführt und hält sie in einem unterirdischen Labyrinth gefangen. Es sind ähnliche Frauen-Typen, die sich trotz anderer physischer Eigenschaften am Aussehen von Barbie-Puppen zu orientieren scheinen, auch wenn sie nicht die Figur dazu haben. Sie stellen das Weibchenhafte an der Frau als Frau heraus, was offenbar ganz ins Opferschema passt – und eine eindimensionale Betrachtungsweise ist.

Dem einen der Opfer, Casey (Anya Tylor-Joy) wird in Zwischenschnitten eine eigene Geschichte zugeschrieben, die die Eigenschaft der Opferhaftigkeit erläutern soll. Die mentale Präparation für die Rolle übernimmt ein Onkel.

Das Zuschauerinteresse soll damit aufrecht erhalten werden, dass ungewiss ist, wie die Angelegenheit ausgeht, ob der Psychopath im Identitätslosen, ob die wilde Bestie siegt oder ob die Opfer sich befreien können.

Der Vorteil an der häufig geforderten Maxime für den Filmschreiber, nichts zu spoilern ist hier, dass er auch nicht verraten muss, ob er denn den letzten Schluss wirklich verstanden hat, sich also keine Blöße geben braucht.

Berichten darf er sicher, das er den Eindruck hat, den Titel „Split“ habe auch die Kameraabteilung als Direktive genommen, indem sie die Zeichnung des Lebens auf der Bühne oder dem Reißbrett, pardon, auf der Leinwand, mit den verschiedensten Methoden an den Rand des Zweifels an der Realität bringt mit wegfahrendem Heranzoom, mit unverhofften Seitwärtsbewegungen, mit Haftenbleiben an Details, mit Verlangsamung oder Beschleunigung.

Ablenkungsggefahr ist allerdings gegeben just durch den special selling point, dass ein Schauspieler so viele Rollen spielt, indem er – logo – dem Brillanzneed nicht widerstehen kann und uns also damit beschäftigt, wie macht er das, welche Rolle ist am überzeugendsten. Er macht es auf jeden Fall gut.

Themen, die angesprochen werden, ob die Bestie im Mann real sei und es müsse doch zivilsatorisch-humane Grenzen geben; wie definiert sich der Mensch?

So lange an der Identität gezutzelt, bis nichts mehr da war.

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