Passengers

Der Glühwein und die Weihnachtsplätzchen, die zur Pressevorführung gereicht worden sind, haben diese SpaceRomCom doch recht erträglich gemacht.

Raumschiff Avalon ist mit 5000 in Tiefschlaf versetzten Passagieren auf einer 120 Jahre langen Reise zur Kolonie Homested 2. Eine Kollision mit Raumbrocken beschädigt die auf Automatik eingestellte Raumfähre. Dieser Schaden lässt James Preston (Christ Pratt) aufwachen. Er irrt durch die gigantischen Dimensionen der Räumlichkeiten von Avalon. Kein Mensch da. Nur in der Bar ist der Barmann Arthur (Michael Sheen). Der ist ein Androide.

Der Autor Jon Spaihts (Dr. Strange und
Prometheus – Dunkle Zeichen) exponiert die Geschichte und die weiteren Schritte ruhig und klar. Nach einem Jahr Raumschiffrobinsonade versucht Jim, eine Passagierin, Aurora (Jennifer Lawrence), aus dem künstlichen Tiefschlaf aufzuwecken. Die Romanz kann sich anbahnen. Der Regisseur ist Morten Tyldum (The Imitation Game, Prometheus – Dunkle Zeichen). Er inszeniert den romantischen Stoff wie ein Kammerspiel, auch die Musik ist verhalten. Die Szenen an der Bar erinnern von der Stimmung her an Edward Hoppers „Nighthhawks“. Melancholie auf der Tonspur stimmt auf die Romanze ein.

Eine Situation, die an andere Weltallfilme erinnert: Gravity, in dem es um Existenzielles und atemberaubende Aufnahmen freischwebend im All geht, hier 3D bewusst als Thrill für die Wahrnehmung eingesetzt, was vom aktuellen Film weniger behauptet werden kann. Hier wirkt 3D verdüsternd. Seitenblick auch auf die japanische Fantasie The Whispering Star von der Frau, die als Gepäckbotin im All unterwegs ist, wobei es sich dabei eher um eine Reflexion auf das Atomunglück von Fukushima handelt.

Hier nun scheint der Autor von der schnell gezündeten Idee RomCom im All zu leichtfertig begeistert gewesen zu sein und wusste dann nicht mehr weiter, hat sich offenbar auch nicht allzu sehr in die technischen Details vertieft, solche aber immer wieder verwendet, zB eine herausgerissene Tür als Strahlenschutz; so dass die Geschichte zusehends den Eindruck einer liebevollen Schwärmerei, mit vielen schönen Momenten erweckt. Den Schauspielern schaut man gerne zu. Als weiterer Akteur schließt sich ihnen Gus Mancuso (Laurence Fishburne) an; allerdings erleidet er bald einen nicht ganz erklärlichen Tod.

Mitten in der RomCom verliert sich allerdings der Storydrive; und damit sich der Autor im All; so erfindet er Pannen und Unglücke, es gibt eine Krise zwischen Aurora und Jim, wie Arthur ausplaudert, dass Jim sie aufgeweckt habe und sie ihn deshalb für einen Mörder hält, dabei will er ihr immer schon einen Ring überreichen; auch das eine Kleinkleinaktion, die in merkwürdigem Gegensatz zu den Dimensionen des Alls und seiner Geschichten steht. Es vertüdelt sich; lässt aber viel Raum zum Philosophieren über eine technik- und robotermäßig hochgerüstete Welt bei gleichzeitiger Verlorenheit des Menschen.

Was generell in solchen Filmen reizvoll ist, das offenbare Must, den Gegensatz zwischen hochtechnisierter-computerisierter-roboterisierter und Hologramm-Welt einerseits, auch der Selbstreparaturfähigkeit und andererseits, mit welch primitiven Mitteln, wie einem Hammer, gearbeitet wird (auch zu beobachten in Der Marsianer und das Klebeband). Oder Unhandlichkeiten: Küssversuch im Raumanzug oder Effekte des Gravitiy-Zusammenbruchs. Oder wie trotz Robotern und moderner Kommunikation die beiden sich noch Briefe schreiben, die von kleinen, automatisierten Wanzen wie automatischen Staubsaugern von Robotern, die am Boden herumsausen und Krümel fressen, weitergegegben werden; die Macher scheinen sich in solch entzückende Details verliebt und dadurch die Gesamtstory aus den Augen verloren zu haben.

Nebenbei gibt es einen Hinweis auf die Größe des Geschäftes mit solchen Raumfähren, die Menschen in ferne Kolonien (der Blick auf Homested 2 bestätigt es: paradiesische Kolonien) transportiert.

Es gibt die frühe Phase der Robinsonade, wie Jim allein ist und sein Bart immer länger wächst.

Der Film ist voller reizvoller Sujets nebst den Blicken aus dem Raumschiff in das Weltall hinaus, genauso die Inneneinrichtung, der Pool; die Klassenunterschiede bei der automatisierten Essens- oder Kaffeeausgabe; die Autorin fährt mit Goldcard, der Techniker Jim quasi Holzklasse; allerdings scheinen die Bewohner recht prüde zu sein, wie Schwimm- und Liebesszenen zeigen; aber das hat vielleicht mehr mit dem Thema Altersfreigabe zu tun.

Dann wieder der Eindruck einer Schrottlaube von Raumschiff, das sich geheimnisvoll selbst wieder fixt. Irgendwie halt.

Ce sont les details, qui font la salade.

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