Love & Friendship

Die unergründlichen Wege des Charmes, des Flirts, seine tieferen Beweggründe und Absichten und die Reaktionen der (arglosen, willfährigen?) Opfer brillant vorgetragen in Dialogen wie eine leichte, vierhändige Klavierétüde, ein Hörerlebnis, bitte nicht auf Deutsch nachsynchronisieren.

Ein unvollendets Frühwerk von Jane Austen, ein Briefwechsel, fabelhaft dramatisiert und inszeniert von Whit Stillman und ausgestattet mit wunderschönen Kostümen und alten Kutschen und britischen Schlössern und Stadthäusern.

Das Hauptsetting heißt Churchill und der begehrteste der Junggesellen ist Tom Bennett als Sir James Martin, so reich wie einfältig, zu keinen Zwischentönen oder verhaltener Sprechweise fähig, alles kommt ungebremst und unfiltriert raus bei ihm, es spricht nicht von Bildung, er weiß nicht mal wer König Salomon war, trägt den Begriff aber unzerkaut weiter. Unter Churchill versteht er Church und Hill und guckt sich bei seiner Ankunft erstaunt um, wo denn die Kirche und wo der Hügel sei. Erstere hat er entdeckt, den Hügel sucht er bei dem gefängnishaft aussehenden Anwesen vergeblich.

Sir James ist eine von den Figuren, auf die die Reize von Kate Beckinsale als Lady Susan zielen. Sie ist verwitwet und verarmt. Sie ist es nicht gewohnt, Rechnungen zu begleichen, sie und ihre Tochter sind „zu Gast“ statt dass sie wohnen. Bei ihrer adeligen Verwandtschaft immerhin ein feines Vergnügen.

Lady Susan ist der intrigante Mittelpunkt all der Verwicklungen. Ihr einziges Ziel ist es, sowohl sich selbst, als auch ihre Tochter Catherine (Emma Greenwell) wirtschaftlich sinnvoll zu verheiraten.

Ihr erstes Ziel bei ihrer Schwägerin, die auf Churchill verheiratet ist, Jemma Redgrave als Lady DeCourcy, deren Bruder Reginald DeCourcy (Xavier Samuel) an seiner Neugier zu packen, in langen Spaziergängen mit geistvollen Gesprächen ihn bereit zu machen, seine Gefühle anzubohren und aufflammen zu lassen.

Gleichzeitig flieht ihre Tochter Frederica (Morfydd Clark) nach Churchill, da sie aus der Schule rausgeworfen worden ist und bereichert die Flächen für die Gefühlsspiele, denn Reginald ist ein höflicher, gebildeter, aufmerksamer junger Brite.

Kulturelle Köstlichkeit: der Tochter von Lady Susan werden Gesangsqualitäten zugeschrieben, die „Kentsche Nachtigall“ nennt sie Susans Schwager Charles (Justin Edwards) – und es verlangt von ihm jedes Mal die Anstrengung eines artistischen Aktes, das Wort zu buchstabieren.

Der große Unbekannte in dem Stück bleibt Mr. Manwaring, der oft erwähnt, mal gehört, aber nie gesehen ward; er ist ein weiteres Opfer der Anmache von Susan; und seine Frau Lucy (Jenn Murray) hat herrlich hysterische Auftritte.

Dem Film ist keine deutsche Synchronisation zu wünschen, da er eh eine gehobene Unterhaltung für ein anspruchsvolles, gebildetes Publikum bietet, dem Untertitel zuzumuten sind, wobei das von den Darstellern gesprochene Englisch sowieso gut verständlich ist.

Es ist die Art von Konversationsstück, in dem die Figuren den Raum betreten, sich setzen oder im Stehen die Dialoge geschliffen vom Stapel lassen, die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers, der hier mehr Zuhörer ist, fesselnd. Für so ein Milieu und so eine Lebensauffassung gilt zuvörderst: „Facts are horrid things“, Tasachen sind fürchterliche Dinge.! – die Texte ganz und gar nicht.

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