Baden Baden – Glück aus dem Baumarkt?

Aphoristisches Portrait einer hübschen jungen Frau, Salomé Richard als Ana, als reinem, weiblichen Geschöpf und unbegabt für das Leben, sei es beruflich oder im Hinblick auf Mutterschaft.

Arbeiten, Planen, Vorschriften erfüllen, ein Bad reparieren, Geschwindigkeit auf der Autobahn einhalten, vorm Geschlechtsverkehr mit einem Mann an die Verhütung denken, das ist alles nicht ihr Ding.

Sie kommt nicht zurecht. Sie ist nur und ist nur Frau. Wenn ein Mann ihren Weg kreuzt, scheint sie sich wie ein Magnet unweigerlich von ihm angezogen zu fühlen, mag er noch so entschieden keine Zeit haben und das Betreten der Baustelle für fremde Personen verboten sein. Das ignoriert sie einfach.

Es wirkt so, als habe Rachel Lang (Drehbuch und Regie) ein paar Grundkonstanten im Leben von Ana comicbildhaft im Kopf und sie so auch inszeniert, Szenen und zwei Menschen darin, die vorgeblich eine Badewanne abtragen und stattdessen eine Dusche montieren wollen, die sie vorher, nicht minder ungeschickt in einem Baumarkt in Deutschland erstanden haben, hat nichts mit Baden Baden zu tun, der Titel scheint mir eher auf Baden als Baden und vielleicht auch Baden als Duschen zu referieren.

Denn es geht um eine weitere Konstante im Leben von Ana, um ihre Oma, die nach einem Sturz bettlägrig wird und die müsste auch mal wieder gewaschen werden; dann kommen Szenen in einem Schwimmbad dazwischen mit einer Vorrichtung um Mobilitätseingeschränkte auf einem Sitz ins Wasser zu lassen. Auf dem sitzt Ana, das allein gibt schöne Bilder und nicht unbedingt viel Sinn, aber Assoziation.

Anfangs arbeitet Ana als Fahrerin, die sich verfährt, Dienst nach Fahrplan liegt ihr nicht, eine Stunde Verspätung für den Auftraggeber untragbar. Aber in solchen Kategorien denkt Ana nicht, wenn sie überhaupt denkt, wenn ihr Fühlen nach irgend was anderem ausgerichtet ist als nach Männern; was nicht meint, sie ist eine Nymphomanin; die Regisseurin stellt lediglich Situationen her, in denen Männer sich in ihrer nächsten Nähe befinden, auf einem Ausflugsboot beispielsweise, auf dem sie mit dem Kind einer Nachbarin fährt und der Mann der vor ihr sitzt, hat augenblicks für sie keine andere Funktion, als dass er ein Mann ist. Er springt daraufhin malerisch ins Wasser.

Von einem skrupellosen dieser Männer wird sie schwanger. Nur Abbruch kommt für sie in Frage. Das muss emotionslos diskutiert werden, dass das mit Absaugen passieren müsse. Auf der Autobahn fährt sie viel zu schnell, merkt das gar nicht und ist verwundert, dass die Polizei sie anhält; diese wiederum kann den Mann in sich angesichts dieser Frau nicht zum Verstummen bringen und findet eine Lösung, zwar Führerschein weg, aber ein junger Mann darf sie weg fahren.

Einmal spielt Shelley, der Romantiker eine Rolle, sie sitzt gerade vor einem romantischen Oelgemälde. So zufällig, wie offenbar ihr Leben abläuft. Sie selbst ist nicht romantisch. Aber wir sehen sie wie Eva durchs Paradies wandeln. Mit der Mutter klaut sie Mirabellen von Nachbars Boden.

Momentaufnahmen einer Frau, die nicht für das bürgerliche Leben geschaffen ist, aber auch nicht für die Romantik, und schon gar nicht für die Planung oder für verzehrende Treue oder für die Ehe; irgendwie eine rein gegenwärtige Frau. Eine Erforschung des Phänomens Frau? Zu schön, zu viel Frau für diese Welt.

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