Sing

Wieder eine Animation wie die Minions oder wie der Wimmeltierfilm Pets?

Nicht ganz. Zwar wimmelt es auch hier von animierten Tieren, die Arche Noah könnte sie kaum fassen. Der Topos jedoch ist ein kultureller bis hochkultureller.

Zentrale Spielstätte ist ein großartiges Theater im Stile alter Opernhäuser. Es geht um Gesang und Kunst und die Liebe dazu und um einen Theaterleiter, den Koala Buster Moon, der chronisch am Ende ist und von dem die bösen Mäuler lästern, er hätte noch nie einen gscheiten Erfolg zustande gebracht. Das will er widerlegen mit einer Casting-Show.

Die Idee mag hierzulande irreführend sein, zu einer Fehlerwartung an billige Sensationsheischerei verführen.

Durch ein Problem mit dem Glasauge von Moons Sekretärin, der rührenden Eidechse Miss Crawly, ist auf dem Flugblatt, auf dem zum Casting aufgerufen wird, statt von 1000 Dollar, die Moon gerade noch aufbringen könnte, von 100′ 000 die Rede. Daher ist der Andrang riesengroß – Moon weiß nichts von dem Druckfehler.

Jetzt gibt es eine kurze Phase erwartbarer Vorspiele von mehr oder weniger Talentierten. Einige der Figuren werden uns näher gebracht mit ihrem Hintergrund. Der Gorilla Johnny stammt aus einem Bankräuberclan, ist aber von der Muse geküsst, singt und begleitet sich am Klavier; das interessiert ihn mehr, als mit dem Papa und seinen Kumpeln Banken auszurauben. Ausgerechnet bei einer wichtigen Präsentation für die potentielle Geldgeberin und ehemalige Operdiva Nana, das schwarze Schaf, soll Johnny als Fluchtfahrer für die Räuber da sein. Er riskiert es, vom Ort des Bruches zu seinem Auftritt zu rasen, um in exakt 37 Minuten mit dem Fluchtfahrzeug zurück zu sein – aber die Straßen sind verstopft.

Die vielleicht rührendste Figur von unterdrücktem Sängertalent ist das Elefanten-Girl Meena; sie wird einen zu Herzen gehenden Durchbruch erleben. Auch die Schweinemama Rosita spürt Talent, muss ihre 25 Kinder mit raffinierten Aufweck-, Frühstücks- und Verabschiedungsmechanismen versorgen, da Papa dafür nicht geeignet ist, er bringt das ausgeklügelte System höchstens durcheinander.

Wie im klassischen Drama kommt es nach einer Anschubphase nach etwa zwei Dritteln zu einer großen Krise: das Theater in Ruinen. Da erst wird aus den Künstlern und der Kunst der Phoenix aus der Asche. Da halten sie zusammen, wachsen über sich hinaus, bespielen ohne Dach und Rückwand die ganze Stadt.

Garth Jennings, der für Buch und Regie steht, stellt ganz die Geschichte im Vordergrund, ihm geht es nicht wie in ähnlichen Filmen nur darum, möglichst einen Gag an den anderen zu reihen, hier fällt nicht pausenlos wer um und muss wieder aufstehen, es geht nicht um Gewalttätigkeit, um kriegerische oder tektonische Auseinandersetzungen, hier geht es um die Musik, den Gesang, wie er gerne von der Umwelt verhindert wird, der aber prima anzuhören ist, angenehme Musik, freundliche Musik mit kleinen Ausreißern bis hin zur Opernarie.

3D halte ich nicht für erforderlich. Die deutsche Synchronisation dürfte passen, da Nana Spier die Regie geführt hat; wobei ich jetzt nichts darüber sagen kann, wie die es mit der musikalisch-sängerischen Seite halten.

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