Findet Dorie

Dieser Disney-Film, der an der Erfolg von „Findet Nemo“ und Findet Nemo 3D anknüpfen will, stellt so etwas dar wie ein Musterkatalog der perfektionierten Zeichentrick- und Computeranimationskunst der berühmten Studios, die anhand einer dünnen Story (Dorie sucht ihre Eltern) gepflegt präsentiert werden.

Die Nemo-Geschichte war spannend, weil Nemo in neue Welten kam, eine Abenteuerreise mit unbekannten Gefahren unternommen hat. Bei der Wiederaufnahme in 3D vor etwa drei Jahren war auch 3D ein Verkaufsargument.

Diesmal ist der Film pädagogisch wertvoll, denn er handelt vom Kurzzeitgedächtnisverlust (mit der Moral, dass man trotzdem heimfinden kann) und es geht um den Erhalt der Artenvielfalt im Meer, um das Marine Life Institute in Kalifornien. Hier gilt das Motto „Rescue, Rehabilitation, Release“, Tiere erst retten, sie pflegen und gesunden lassen und dann wieder ins Meer entlassen. Schulstoff, Lernstoff. Die bekannte Schauspielerin Sigourney Weaver wirbt als Promi dafür.

Dorie war eine der Begleiterinnen von Nemo im vorherigen Film. Jetzt ist Nemo ihr Begleiter, hat aber wenig Rollen- und Identifikationsfutter, und wer will sich schon in einer Person mit Gedächtnisverlust gespiegelt sehen; das Humorpotential dieses Defektes hält sich in engen Grenzen.

Originell ist der Septopus, der eigentlich ein Oktopus ist, dem aber eine Tentakel fehlt. Der hat die Eigenschaften eines Chamäleons und gibt dem Studio viel Möglichkeiten, wie er sich in Gefahrenlage tarnen kann. Wie er sich als Teil einer Wandverkleidung oder eines Treppengeländers geben kann, das erinnert an frühere Slapstickfilme, wenn ein Verfolgter sich in eine Gruppe Schaufensterpuppen oder im Wachsfigurenkabinett in einer Ausstellungsgruppe gestellt hat.

Das Meerestierinstitut selbst wiederum bietet vielfältige Möglichkeiten der Fortbewegung durch das unterirdische Kanalsystem, mit dem es mit dem Meer direkt verbunden ist.

Ein schönes Spielzeug ist auch die Echolottechnik, die wunderbar eingesetzt werden kann, wenn im unteriridischen Röhrensystem oder gar auf der Landstraße Verfolgungsjagden stattfinden.

Unsere kleine Reisegruppe wird bei der Ankunft in Kalifornien, denn so weit hat Dorie immerhin schon zurückgefunden dank Echos aus der Kindheit, aus dem Meer gefischt und gelangt so in die Quarantänestation.

Der Kinderzoo ist für viele Gags gut, die bei Disney inzwischen eine systematische Grammatik oder Deklination dafür entwickelt haben, der mit dem leeren Kinderwagen, der den Septopus mit Dorie fährt und welche Unglücke er damit anrichtet.

Die lassen nichts aus, wenn den Animationsentwicklern ein Sujet vorgesetzt wird wie ein Kinderzoo, ein Aquarium, ein Wassertiertransport per Lastwagen; es ist systematischer Humor, der hier praktiziert wird: also just nicht einer, der sich erst den Charakter einer Figur vornimmt und diesen mit den Mechanismen der Welt zusammenprallen lässt, hier lässt sich ungescholten lachen; es ist der Mechanismus des Humors, der sich die Figuren zunutze macht, wie etwas schiefgehen kann. Gerne gehört: die amerikanischen Sprecher; was haben die bloß, was die Deutschen nicht haben?

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