LenaLove

Jugendlich und energiegeladen aufgemotzter TV-Krimistoff mit Sonntagabendmoral: sei vorsichtig im Umgang mit unbekannten Facebookfreunden, besonders wenn sie attraktive Bilder posten, liebessehnsüchtig sich geben und verständnisvoll.

Ein weiterer, vielfältig geförderter, deutscher Nachwuchsfilm, der so von sich überzeugt ist, dass er es nicht nötig zu haben scheint, eine klare Exposition, wenigstens einen establishing Shot dem Zuschauer zu gönnen (damit er sich einfindet in die Geschichte und sich in ihr zurechtfindet) über die zwei benachbarten Häuser und Familien, die über die Straße wohnen und zwischen denen sich das Drama entwickeln wird.

Ein weiterer deutscher Nachwuchsfilm, bei dem einzelne Gewerke durchaus zu glänzen verstehen, dies zum Nachteil der Geschichte, des Drehbuches, das als nachvollziehbare Geschichte nicht schlüssig genug gearbeitet ist, das der Spielerei mit Effekten und Reißschwenks und Zack-Schnitten und zu knappem und forciertem Sprechen angehaltenen Schauspielern und Horror- und Trashelementen, wenn die Angelegenheit kriminell wird, den Vortritt lässt.

Zumindest der bedächtige Betrachter tut sich schwer, umso mehr, als die Geschichte eine Gesamtsituation und eine Gesamtmoral schildern will, auch wenn sie ein wirklich hübsches und nettes junge Darstellerstellerpaar als Lena und Tim (Emilia Schüle und Jannik Schümann) engagiert haben. Aber ihre Charaktere sind kaum studiert, sie ist edel und er ist verträumt, ein Außenseiter, der einen verlassenen Wohnwagen als sein Atelier eingerichtet hat und Sprayer. Die Liebe zur Kunst verbindet die beiden. Sie macht großflächige Klebecollagen aus Papier.

Die Freundinnen von Lena sind böse und neidisch und zickig und wollen diese Liebe zerstören. Aber sie sind nicht die einzigen. Auch die Vorzeigefamilie mit der bekannten Autorin, die ihr Geschäft mit Büchern über das perfekte Eheglück macht, und ihrem Mann als Trainer einer Tanztruppe und dem auf Lena eifersüchtigen Töchterchen als Lenas bester Freundin.

Mutter spioniert die Freundin als Fake „Noah“ aus und trägt zu der sich abzeichnenden Katastrophe bei, die die Liebe des Heldenpaares wie bei Romeo und Julia nur befestigen wird. Aber selbstverständlich ist auch ihre Ehe im Eimer, Vater ist ein Seitenspringer.

Das Drehuch ist mit diesen vielen Themen (Tim muss auch noch für die Rauschgiftthematik herhalten und Denunziation spielt eine Rolle und der Shitstorm kommt vor) überfrachtet und weil das nicht genug ist oder eben, weil das grad keine Spannung erzeugt, mögen die Szenen noch so temperamentvoll kurz und knapp aneinandergeschnitten sein, soll jetzt auch noch ein Tanzwettbewerb als Spannungserzeuger her.

Und dann gibt es einen Anschlag auf Lena und ihr Zusammenbruch beim Tanzen wird mit dem Handy gefilmt und das Mobbing übers Internet betrieben. Da die Macher spüren, dass auf diese Weise ihre Suppe zu dünn geraten ist, substantiell, weil die Bescheidenheit der Reduktion auf einen Konflikt und ein Thema fehlt, da hilft keine Materialfülle und keine Materialschlacht, muss die Tonspur mächtig aufdrehen.

Wir haben verstanden, hier gibt es Leute, die in sich als künftig große Filmemacher sehen. Unser Rat: konzentriert Euch erstmal auf eine Geschichte, einfach soll sie sein und nachvollziehbar.

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