Wie Brüder im Wind

Verknüpfung von biblischer Geschichte, die Kain- und Abel-Story, mit dem Tierfilm, der Versuch, aus atemberaubenden Tier- und Bergaufnahmen anhand eines Geleges von zwei schlüpfenden jungen, männlichen Adlern die Geschichte von zwei Adlerkindern, -brüdern zu erzählen, von denen der Erstgeschlüpfte der Kronprinz sei und also von den hütenden und fütternden Eltern gnadenlos bevorzugt behandelt wird und der Jüngere zieht den Kürzeren, wird vielleicht die Aufzucht nicht überleben, je nach Nahrungsangebot. Hier geht es vorerst schlecht aus für den Jüngeren.

Die Filmemacher Otmar Penker und Gerardo Olivares, die nach einem Drehbuch von Penker und Joanne Reay nach einer Geschichte von Gerald Salmina (Streif: One Hell of a Ride) arbeiten, inszenieren nach einem Rabenbesuch im Horst, der noch glimpflich abläuft, den Sturz des Jüngeren aus dem Nest, nachdem vorher bereits der Vater bei einem Luftkampf mit einem Rivalen sein Ende gefunden hat und das Nest jetzt zeitweilig ungeschützt da ist, weil die Mutter auf Futtersuche ist.

Jetzt ist der Kleine, den die Filmemacher mit leidend-routinierter Sprecherstimme Abel nennen lassen, weil er nicht der Thronanwärter ist, auf sich allein angewiesen, Dutzende Meter auf einem Felsvorsprung unterhalb des Horstes. Und kann noch nicht mal fliegen.

Zeit, die Menschen ins Spiel zu bringen, denn wir wollen eine Geschichte, von der zwar oft nicht gewiss ist, wie sie ausgeht, die aber am Ende gut ausgeht. Zwei einsame Männer leben in der Gegend: Jean Reno ist der Gute, ist der Förster und Tobias Morettti ist der Böse, der Wilderer, der außerdem gemeinsam mit seinem Lockenkopf von Sohn Lukas einen eigenen Schicksalschlag zu verkraften hat, der den Sohn stumm und den Vater gesprächsunfähig hat werden lassen.

Klar, dass der Adler auch positiv auf das Vater-Sohn-Verhältnis einwirken wird. Lukas findet Abel, versteckt ihn in seiner Ruine von Alphütte, wo er Vogelfedern zärtlich sammelt. Er ist im knackigen Stadium kurz vor der Mannwerdung. Unter der Anleitung vom Förster wird er Abel trainieren, wird um ihn leiden und bangen, wenn er die ersten Ausflüge allein unternimmt, wenn er tagelang verschwunden bleibt.

Die Kamera enthält uns das nicht vor: gewaltige Action ist ein erster Jagdversuch von Abel, der sich auf einen Steinbock, einen viel zu großen stürzt, sich in ihm festkrallt und an ihm festgehakt sich ein übers andere Mal überschlagend über einen langen, steilen Fels- und Geröllhang hinunterrollt. Ein Wunder, dass er das überlebt. Oder wie er einen Fuchs schlägt, der ihm aber in einen Fluss fällt, ob er ihn da wieder rauskriegt? Jagen will gelernt sein.

Otmar Penker firmiert laut IMDb als Kameramann bei der TV-Serie „Die Alpen – Im Reich des Steinadler“; daher könnte einiges an Footage stammen; faszinierend sind immer auch die Flüge mit Kameras, die an Steinadlern befestigt sind. Solches Bildmaterial eingebaut in eine neue Story, und fertig ist ein weiterer Naturfilm, hier mit nicht allzu viel Beifang von Murmeltieren, Steinböcken, Füchsen und Schneehasen, sind das doch Beutetiere für die Steinadler. Aber das Grundproblem des Naturfilmes, wie ohne zusammengestocherte Menschenstory auskommen, das wird auch hier lieber mit dickem Kinosound zugedeckelt statt gelöst.

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