Radikal und Arrogant (Filmproduktion)

Aus dem Norden meldet sich ein junger Filmemacher, Lars Kokemüller, mit eigener Produktion und drei beachtlichen 75-Minuten-Filmen plus einem etwas längeren Found-Footage-Film, die er bis Ende Januar noch gratis auf Vimeo-on-Demand zur Sichtung bereitstellt. Nachher kostet das Anschauen Euro 2.50 pro Film, ein Geld was man dieser Produktionsfirma ruhig gönnen sollte.

Kokemüller zeigt mit seinen Filmen, dass in Deutschland nicht nur Talent, sondern auch ein Feeling für Kinokultur da ist (woran einen so viele der hochgeförderten Filme verzweifeln lassen). Er macht vieles richtig. Er arbeitet kontinuierlich mit einem Kernteam, er geht von seiner Erfahrungs- aber auch Fantsiewelt aus, fängt an in der Familie (Cordelias Kinder) und beim Coming-of-Age (Warum Hans Wagner den Sternenhimmel hasst) und landet mit dem Film Emma hat Flügel in der Studienzeit, entsprechend echot der Film die Attitüde der Beat-Generation – parallel dazu schießt er noch einen Foundfootage Film mit seiner Band in Opposition zum örtlichen, Buchhozer Establishment (Zeckenkommando vs. Cthuluhu)

Kokemüller macht die Musik selber, die ist jugendlich-schwungvoll, eingängig und ohrwurmhaft. Er spielt sich leicht durch die verschiedensten Genres, um Alltag in Familie und Coming-of-Age in die Abgründe hinein zu durchleuchten.

Er gibt sich mit seinem Firmennamen Programm und Selbstbefund zugleich: zu interpretieren: Radikal als Programm, was durchaus noch Spielraum nach oben aufweist, Arrogant als Beschreibung der Attitüde, die sich im Tiefinneren Unsicherheiten zugesteht, aber sie nicht zur Selbstverhinderung einsetzt, sondern zum Trotzdemmachen, zum Erstrechtmachen.

Er macht Filme mit der Radikalität eines Fassbinders, so scheint es, er hat seinen Plot im Kopf und will den umsetzen, irgendwie müssen die Mittel beschafft werden. Dadurch unterscheidet er sich von der herrschenden Subventionskultur, die streckt sich zuerst nach dem Geld, da wird erst geschaut, was oben an Geld reinzuholen ist durch Absuckeln der Zitzen der Förderung und des Fernsehens und darnach richtet sich, was unten rauskommt, meist nur noch ein verkümmertes Abbild dessen, was der Autor anfangs womöglich im Kopf hatte, wenn nicht auch das Buch in vorauseilendem Gehorsam bereits nach den Kriterien von Fördergremien und Fernsehredakteuren geschrieben worden ist.

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