Ebola – Das Virus überleben (arte, Dienstag, 12. Januar 2016, 22.35 Uhr)

Dokumentation als großes Drama um Schuld und Sühne am Beispiel des Umganges mit der verheerenden Epidemie Ebola und gleichzeitig eine Dokumentation über das Leben auf dem Lande in Liberia, in dicht bewachsener Gegend mit holprigen, ungeteerten Pisten und mit Menschenunterkünften von ganz einfachen Hütten, mehr nur Unterständen bis zu einfachen, gemauerten Häusern mit Betten, Kommoden, Vorhängen.

Die Ebolastation im Zentrum der Dokumentation heißt ETU. Zu ihr werden die Infizierten unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen gebracht. Wie Raumfahrer sind die Helfer und das Krankenhauspersonal verpackt. Und die nicht ganz so hermetisch Gesicherten müssen genügend Abstand zu den Infizierten halten.

Der Zuschauer erlebt einige Fahrten mit speziell ausgebauten SUVs, die die Kranken aus den Dörfern abholen, die unter Quarantäne stehen. Der hintere Teil dieser Autos ist seuchensicher abgegrenzt vom vorderen und mit einer überdimensionierten Matratze ausgestattet. Dieses Abteil ist leicht desinfizierbar. Denn wo immer ein Kranker sich bewegt, muss hinter ihm der Boden, alles, was mit ihm irgendwie in Berührung gekommen ist, mit Desinfektionsmittel abgesprüht werden. So hochinfektiös wird dieses Virus eingestuft. Selbst hinter Leichen, wenn sie zu Grabe getragen werden, wird noch gesprüht.

Die Geschichte in dieser Fernsehdokumentation von Carl Gierstorfer ist die von Stanley. Er hatte, das gibt er später in einer großartigen Ausspracheszene mit den Mitbewohnern von Taylor-Town offen zu, wider besseres Wissen seinen infizierten Sohn ins Dorf gebracht, wodurch die Epidemie dort zu grassieren anfing.

Er selbst hat seine ganze Familie, Frau und alle Kinder verloren. Das ist eine ergreifende Szene am Anfang, wie er, geheilt, aus der Station zu dem Gräberfeld kommt. Was ist sein Leben noch wert.

Aber das Dorf will ihn nicht mehr aufnehmen. Es gibt Todesdrohungen gegen ihn. Reverend Padmore versucht, eine Versöhnung zu erreichen, schafft es, dass das Dorf sich versammelt und mit Stanley ausspricht. Hier geht der Konflikt gut aus. Er bekennt sich schuldig und bittet um Verzeihung, die ihm das Dorf gewährt.

Aber Stanely wird weiter in Monrovia leben. Trotz aller Zeremonie, trotz allem Verstand ist die emotionale Kluft zwischen ihm und dem Dorf, in dem auch viele andere durch die Seuche gestorben sind, zu groß, ist kaum mehr eine erfreuliche gemeinsame Zukunft zu sehen. Stanley wird zudem als schwieriger Charakter beschrieben.

In diesem Film geht es zum einen Teil um den aufwändigen Versuch, Ebola zu behandeln und einzugrenzen und zum anderen darum, dass jeder einzelne und jede Dorfgemeinschaft selbst mit den Folgen und Todesfällen zurechtkommen muss. Dazwischen gibt es kurze Auflockerungen mit Musik- und Tanzeinlagen. Ein Radiosender strahlt einen Ebola-Song aus, aber auch in der Entseuchungsstation, dem Behandlungszentrum, muss das Personal zwischendrin loslassen können und die, die wissen, dass sie überleben, die tanzen den Rekonvalszenz-Tanz.

Eine spannende, informative Reise in ein nicht-touristisches Afrika, das mit harter Disziplin Ebola zurückdrängen konnte und mit bemerkenswerter Offenheit und unterstützt vom Reverend dessen Folgen aufarbeitet.

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