Milberg & Wagner (BR, Samstag, 2. Januar 2016, 19.45 Uhr)

Nach dieser Sendung dürfen die Namen Milberg und Wagner ruhig als Synonyme für schamloses Pfründenplündern gelten.

(Diesen Befund nehme ich sofort zurück, falls der BR darlegen kann, dass er bayernweit einen Wettbewerb unter sämtlichen Innenausstattern veranstaltet hat und die Besten durften dann diese Sendung machen).

So dreist und unverhohlen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zum Zwecke der Eigenwerbung missbraucht, das ward selten gesehen; grenzt an Selbstbedienung aus dem Zwangsgebührenhaufen. So missgebildet zeigt Pfründenhaftigkeit sich, so direkt. Da muss der BR-Intendant Ulrich Wilhelm ganz schön blind sein oder an Aufmerksamkeitsstörung leiden – oder er war gar nicht da, dass sowas tatsächlich durch und auf Sendung geht. Der gelackmeierte Zwangsgebührenzahler blecht auch noch für diese unerwünschte Werbesendung – kostet anderswo bis zu 50’000 Euro Strafe.

Judith (Milberg) und Florian (Wagner), wie sich die beiden Protagonisten anbiedernd ans Publikum nennen lassen, betreiben privat, so scheint es, kleine Geschäfte/Ateliers für Innenausstattung, ich wiederhole, die kleinen Geschäfte betreiben sie rein privat, als Geschäftsleute, den Eindruck erwecken sie.

Auch kleine Geschäfte brauchen Werbung. Allerdings können solche sich kaum je Fernsehwerbung leisten. Judith und Florian schon, denn sie sind mit dem Bayerischen Rundfunk verbandelt. Judith, die eine alberne Person spielt, ist privat mit einem ARD-Fernsehkommissar verheiratet. Florian, immerhin ein gestandenes bayerisches Mannsbuildl, ist Moderator beim BR. Beide wissen also sehr wohl um den Multiplikatoreffekt des Fernsehens, um den Werbeffekt und wie sich das in Bekanntheit, in barem Geld und Folgeaufträgen auszahlt, wie „Branding“ Kohle und Geschäft generiert; deshalb setzen sie als Titel der Sendung gleich ihre Familiennamen. Unverschämter geht es nicht.

Tolldreist. Was für eine Flasche von Redakteur, der offenbar zu viel Geld zu verteilen hat und dafür null Fantasie, fällt auf so ein Sendeprojekt herein? Die „Idee“, die bei diesem dusseligen BR-Redakteur auf fruchtbaren Boden gefallen sein muss, ist es, eine Sendung zu machen, in der unsere beiden Gewerbetreibenden direkt ihre privaten Geschäfte vorstellen und anpreisen dürfen, eine halbe Stunde lang – eine Zuschauerfamilie darf sich Innenausstattungsgegenstände wünschen und die beiden Gewerbetreibenden bieten Entwürfe an, die Familie darf sich für einen entscheiden und bekommt den frei Haus geliefert und installiert.

Für die beiden „Moderatoren“ in eigener Sache ein cleverer Clou, denken sie sich: erstens werden sie dafür aus dem Zwangsgebührenhaufen bestimmt ansehnlich bezahlt: wie viel bitte? Zweitens dürfen sie ausgiebig Werbung machen für ihre Läden. Drittens sparen sie sich die enormen Kosten, die so viele Werbezeit im Fernsehen kostet. Und viertens profitieren sie von Folgeaufträgen, weil sie ja jetzt viel bekannter sind. Sie schaffen sich also im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern auf dem freien Markt gewaltige Wettbewerbsvorteile, bezahlt aus dem Zwangsgebührenhaufen, den ihre doppelt benachteiligten Wettbewerber sogar staatlich aufgezwungen mitfinanzieren müssen – wenn das keine dramatische Wettbewerbsverzerrung ist.

Was uns mit dieser Sendung vorgeführt wird: wie zwei Mitbürger, die sich für etwas Besseres halten, weil sie Zugang zum Pfründensystem öffentlich-rechtlicher Rundfunk haben, in aller Öffentlichkeit den Zwangsgebührenzahler abzocken und für blöd verkaufen. Wäre spannend zu erfahren, wie der BR die Finanzierung und Ausstrahlung dieser Sendung aus seinem Grundauftrag zu rechtfertigen versucht.

Das ist so dreist, dass es zum fetten Tintenklecks im Reinheft des BR-Intendanten Ulrich Wilhelm wird, der dafür eine ernsthafte Abmahnung verdient. Diese Schamlosigkeit wird noch getoppt: das Ganze ist offenbar als Serie geplant ist. Der BR als Dauerwerbesender und Shoppingkanal für zwei kleine Gewerbetreibende, die so originell nicht sind.

Der BR jammert, er müsse sparen, unfasslich, dass er für so eine schäbige, peinlich dreiste Werbesendung Geld übrig hat. Leidet der Intendant des BR, Herr Wilhelm, vielleicht unter gelegentlichen geistigen Absenzen und müssen wir ihn dafür auch noch stattlich remunerieren?

Wenn das Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein sollte, an ausgewählte Mitbürger Inneneinrichtungsgegenstände zu verschenken und dabei Werbung für zwei private Geschäfte zu machen, so ist das ein Grund, die Zwangsgebührenzahlung auszusetzen.

2 Gedanken zu „Milberg & Wagner (BR, Samstag, 2. Januar 2016, 19.45 Uhr)“

  1. Dem aufgeregten Kommentar fehlt die Grundlage: Weder Judith Milberg noch Florian Wagner betreiben den Möbelbau gewerblich. Für beide ist das nur ein Hobby. Wofür sollte das also eine Werbesendung sein? Vielleicht sollte der Kommentator zuerst recherchieren, bevor er laut losbrüllt.

  2. Vielen Dank Ingo Däubner für Ihre unaufgeregte Klarstellung eines Sachverhaltes, der so aus der Sendung nicht ersichtlich wurde. Habe ich Sie also richtig verstanden, dass die beiden Protagonisten keinen Gewerbeschein besitzen und es demnach auch konsequent ablehnen würden, Beifang in Form von Folgeaufträgen aus dem Publikum aufgrund der Sendung anzunehmen?

    Erwarten Sie auch vom Publikum, das allenfalls Interesse an Produkten aus den vorgestellten Hobby-Werkstätten und -Ateliers bekundet, dass es zuerst recherchiert, ob die beiden Protagonisten das gewerbsmäßig betreiben, bevor sie sich eine aus dem Sachverhalt zwingend sich ergebende, erwartbare Abfuhr holen? Das wurde jedenfalls in der Sendung in keiner Weise deutlich gemacht.

    Meine dritte Frage beschäftigt sich mit einer allfälligen Entkräftung des Pfründen-Vorwurfes: wenn die beiden Protagonisten schon Laien sind, warum machen ausgerechnet sie die Sendung; gibt es keine kreativeren, sind solche überhaupt bayernweit gesucht worden und warum müssen es Laien sein?

    Auch bleibt die Frage weiter bestehen, was so eine Sendung mit dem demokratischen Grundauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu tun hat; warum ich von Gesetzes wegen gezwungen werde, mein bescheidenes Geld zusammenzukratzen für die Finanzierung von laienhaften Inneneinrichtungsgegenständen als Geschenk für wohlbestallte Familien?

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