Knock Knock

Angst gehört zur menschlichen Existenz und je mehr Besitz einer hat im Leben, eine Frau, die Künstlerin ist und zwei süße Kinder, ein großzügiges, modernes Haus in einem angenehmen Viertel von Los Angeles und einen schönen Beruf als Architekt, desto mächtiger kann die (Verlust)Angst werden, desto mehr kann ein Filmemacher mit einem Faible für das Horror-Genre, wie Eli Roth, der mit Nicolás López und Guillermo Amoedo auch das Drehbuchgeschrieben hat, auf der Klaviatur dieser Ängste filmisch spielen.

Feine Behausungen in L.A. scheinen im Moment eine Welle von Horrorfilmen ausgelöst zu haben The Gift und The perfect Guy.

Erst mal schön das Familienleben schildern. Das ist eine sorglose Fröhlichkeit, eine Spielerei, der Papa spielt mit den Kindern Monster, was pädagogisch richtig ist, den Kindern Ängste bewusst machen und vorher vergnügt sich das Ehepaar noch ehelich, bis es von den Kindern gestört wird.

Vater Evan, Keanu Reeves, der im Horror-Genre eine hervorragende Falle macht, hat Geburtstag. Die Kinder stürmen mit selbstgebackenem Kuchen ins Elternschlafzimmer. Vertrautheit, Familiarität wird locker-flocky geschildert, die sichere Intimität einer Familie.

Seine Frau Vivian, Collen Camp, will das Wochenende am Meer verbringen. Vorher wird noch der Transport einer ihrer bunten Statuen, die an die Figuren von Niki de Saint Phalle erinnern, zu ihrer nächsten Ausstellung mit Louis besprochen.

Alle verlassen das Haus, nur Schoßhund Monkey bleibt bei Evan, der unbedingt noch eine Arbeit fertigstellen möchte. Jetzt ist er mit dem Hund allein in dem ausladenden Flachbau.

Schnitt. Gewitter. Nacht. Er dröhnt sich zu mit Musik, früher war er DJ, und brütet über seinem Projekt. Zwei junge Damen, Genesis und Bel, Lorenza Izzo und Ana de Armas, klopfen an die Tür. Sie haben sich verlaufen, ihr Taxi ist weg, sie haben sich in der Adresse vertan, sie sind durchnässt.

Eli Roth schildert das realistisch, diese erste Begegnung des Strohwitwers mit den zwei flirrend verführerischen Frauen. Evan denkt an nichts Böses noch Lustvolles, er möcht den beiden Damen lediglich eine Taxe besorgen, doch die braucht 45 Minuten. Schnell fangen sie an, Evan zu umgarnen, zu bezirzen, sie verführen ihn.

Da wir in einem Horrorfilm sind, wird das alles eine ganz furchtbare Entwicklung nehmen, die Dämme der Zivilisation brechen, der Horror verselbständigt sich, er kennt keine Grenzen, schreckt vor nichts zurück, und das in einem so vertrauenswürdigen und vor allem von der Innenausstattung her so sorglos fröhlich-bunten Ambiente.

Warnung: vielleicht sollte man doch etwas vorsichtiger im Umgang mit Facebook sein – wir wissen über andere Seiten dieses Social-Networks Bescheid, dass es zu leicht die braune Sache drin lässt, dass das Safe-Harbourabkommen nicht garantiert ist. Und es kann ziemlich verteufelt werden, wenn man sich spontan auf ein Abenteuer einlässt, das sich einem in einem einsamen Moment anbietet – das ist der bittere, prüde Moraleintrag.

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