Ephraim und das Lamm

Intellektuell romantisierendes Coming of Age eines zarten äthiopischen Jungen in pastellener, von Dürre betroffener äthiopischer Landschaft. Der Junge kocht lieber als mit Ochsen den Acker zu pflügen, ein in sich versunkener Junge, die Mutter ist gestorben, der Vater auf Arbeitssuche in Addis Abeba, hat ihn bei Verwandten abgeliefert. Dort lebt er recht für sich, seine einzige Vertrauensperson ist sein Schaf Chuni.

Es gibt noch das Mädchen Tsion, das Zeitung liest und von der Verwandtschaft entsprechend schräg angeschaut wird, was sie da alles für Wissen draus zieht. Mit ihr ist eine Art stummes Verständnis da oder auch mal eine Unterstützung.

Ephraim, so heißt der Junge, bereitet ausgezeichnete Samosas zu und kann die für ein paar Birr auf dem Markt verkaufen. Dort aber haben es Straßenjungs auf ihn abgsehen, verprügeln ihn oder nehmen ihm das Geld ab.

Sein Onkel möchte, dass Ephraim zur Initiation sein Lamm schlachtet und so zu einem Mann wird. Ephraim bringt das nicht übers Herz, muss seinen Liebling woanders unterbringen. Das Initiationsfest wird daher überraschend anders verlaufen, und das Geld, was er für die Reise nach Addis Abeba zurückgelegt hat, das wird einem neuen Zweck zugeführt.

Der Film peilt eine internationale, kinematographische Entwicklungshelfer-Garde an, die bereitwillig Geld für so ein Projekt locker macht, das Äthiopien so zeigt, wie die erste Welt es sehen möchte: rückständig, arm, von Dürre bedroht, von der internationalen Agrarindustrie bedroht (hier drängt sich ein Hinweis auf Landraub auf), ein Opfer des Klimawandels (das wird deutlich artikuliert), mit einer miserablen Gesundheitsversorgung und mit viel, viel sanftgrüner Landschaft wie Irland, aber hügeliger, felsiger; dazu ein Schuss Folklore, Tanz, Essen, Fest und Pope, vollgestopfter Überlandbus mit Ziege drauf, lange, leere Straßen, ein Kostümfest und ein Fest der Ausstattung von Holzhütten, mehr Fundus denn Doku und ein Junge, der egozentriert ein armes, anrührendes Schicksal hat, was das Herz eines jeden westlichen Missionars erweicht.

Der Filmemacher Yared Zelke, der mit 1 Mitarbeiter und zwei Übersetzern auch das Drehbuch geschrieben hat, beherrscht sein Handwerk, lässt sich Zeit für Vorgänge des Alltages, für episches Erzählen, zelebriert die Geschichte wie die Heilige Geschichte; er hat in den USA studiert und hat wohl auch gelernt, wie man an internationale Gelder kommt, unter anderem auch an deutsche Zwangsgebührengelder von ZDF und arte (die sich somit früh an der Entmündigung solcher Filmemacher üben), ob er aber im Herzen wirklich diesen rührseligen Film machen wollte, das ist eine andere Frage und auch ob uns westliche Konsumenten nach solchen Filmen ist.

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