Eine strahlende Kurzfilmperle in Schwarz-Weiß. Philipp Wagner hat eine Sage aus dem bayerischen Wald nach einer wahren Begebenheit, „wenn’s weihrazt“ von Karl-Heinz Reimeier, mit der großen Barbara Dorsch als Erzählerin und Protagonistin bebildert. Die Dorsch ist eine Nachfahrin der berühmten Käthe Dorsch, ist aus dem gleichen Holz geschnitzt und bekannt als die niederbayerische BR-Betthupferl-Erzählerin. Sie spielt verbindlich und mit archaischer Wucht die Sennerin, die in einsamer Anmaßung mehr zu fühlen und zu ahnen glaubt als andere; auf der Tonspur erzählt sie die Geschichte in einem Niederbayerisch, das zur Seele geht.
Die Sennerin vom Petzihof lebt zurückgezogen und kinderlos. Sie hat es sich mit den Leuten verdorben.
Die Gruberbauer-Töchter Lisa und Gitti, Vanessa Calvano und Eva Wagner, sammeln Beeren im Wald, hören den Wind pfeifen, scherzen, ob sie das Lichtl oder das Waldmännlein gehört haben. Der Vater habe das Lichtl gesehen. Immer zu Lichtmess erscheine es; keiner wisse, woher es kommt, keiner, wohin es geht. Alle wüssten davon, aber keiner traue sich, darüber zu reden, geschweige denn, sich ihm zu nähern. Mädchen können darüber plappern. Sie sind ja zu zweit. Sie brauchen keine Angst haben, auch im Wald nicht. Die Zweisamkeit schützt sie gegen die Unbill und die Fährnisse der Welt, bewahrt sie vor dunklen Ahnungen.
Die quicklebendigen Mädels sind ländlich-frisch aufgemacht mit ihren Zöpfen, jugendlich lustig und neugierig, sorglos, sie können über das Lichtl daherreden, den Ernst der Lage begreifen sie nicht, dass es um mehr geht als nur um ein paar reife Beeren. Das Schnarchen der Sennerin amüsiert sie. Aber wie die Sennerin plötzlich vor ihnen steht mit der Mistgabel, laufen sie erschreckt davon – es gibt Dinge, die in ihrem Erwartungshorizont nicht vorgesehen sind.
Doch die Sennerin ist neugierig. Sie will wissen, was es mit dem Lichtl auf sich hat. Sie versteckt sich hinter einem Baum. Ihr wird eiskalt den Buckel ab. Sie wird geblendet, will es fangen und mitnehmen. Das ist menschliche Hybris, die nicht ungestraft bleiben kann. Keiner hat die Sennerin seither gesehen. Das Lichtl ist nicht mehr gekommen. Es hat sich gefürchtet vor der Gier der Leute.
Zum Glück gibt es Menschen, die diese Geschichte um ein elementares Geheimnis und um das Geheimnis an sich erzählt und weiter erzählt haben, so dass uns jetzt dieses verlorene, rätselhafte Lichtl als wundersamer kleiner Film in Erinnerung bleiben wird – auch wenn er sich richtigerweise scheut, das Geheimnis zu lüften.
Mit dem Freilichtmseum Finsterau hat der Film auch vom Namen her einen stimmungsvollen Drehort gefunden.