Hier wird mit lähmender Sorgfalt und mit schwäbischer Gründlichkeit dem Kino das Kino und der Komödie der Humor asugetrieben, wird einmal mehr bewiesen, dass es keine deutsche Kinokultur gibt und auch beim Nachwuchs keine Hoffnung besteht: es handelt sich um den Debütfilm von Marc Schlegel.
Das Drehbuch haben Stephanie Töwe und Marc Schlegel geschrieben, vielleicht war es ja gut, nicht aber nach der supervisionierenden Zwangsgebührentreuhänderin, SWR-Redakteurin Stefanie Groß. So stehen im Abspann noch Julie Alfonsi und Matthias Drescher, die den Krampf als Drehbuchbearbeiter komplettiert oder womöglich erst angerichtet haben.
Was ich weder als Zwangsgebührenzahler noch als Schreiber über Filme überhaupt nicht abhaben kann, das sind dumme und dümmliche Figuren im Film und solche, die sich lächerlich machen. Schon dass der Baumarktangestellte Werner Schmidt, gespielt von Michael Lott, ein Terrorist ist, indem er mit Explosiva gefüllte Spielzeugautos per Fernsteuerung unter Limousinen platziert und dann explodieren lässt, entbehrt jeder Grundlage, wird nicht plausibel eingeführt.
Der Biedermann als Zündler, gut, das ist an sich eine faszinierende Idee, kommt bei Max Frisch wunderbar und deutlich differenzierter rüber. Hier aber fehlt jede Basis für diese Handlungen, jede Charakterisierung der Figur Schmidt, die diese nachvollziehbar macht. Ist es sexuelle Verklemmung, Wut auf Frauen oder Limousinen oder ist es Frust im Job, die ihn das tun lässt?
Von der Darstellung her kommt es so nicht rüber. Auch dass er bei seinen Attentaten stümperhaft viel zu nah an die Objekte seiner Zündelwut heranfährt und so von allfälligen Augenzeugen direkt mit den Explosionen in Verbindung gebracht werden könnte, lässt ihn als dummen Menschen erscheinen, als Tölpel.
Der Begriff Tölpelhaftigkeit ist vielleicht ein Begriff, der für die meiste Action in diesem Film zutrifft. Wie Schmidt die Frau im bereits explodierten und brennenden Auto entdeckt und rettet, wie er beim Versuch, sie in den Kofferraum zu hieven, selbst mit reinfällt, so dumm kann kein Esel sein, wie er seine eigenen Katze überfahren hat und diese unter den Augen der wachsamen Nachbarin im Müll entsorgen will, wie er die Nachbarin und deren Mann, seinen Kumpel, mit einem Schlafmittel betäubt, und die sofort wegtreten, das ist alles nur unglaubwürdig und tölpelhaft.
Tölpelhaft an diesem Film ist leider schon das Buch, das konsequent auf Handlung, Konflikte und damit Entwicklung der Figuren verzichtet. Es führt nur die Figuren in ihren bescheuerten Handlungen vor; möglicherweise orientiert an einer Idee von naiver Malerei oder von frühem Slapstick, das könnten allfällige Verteidiger des Filmes anzuführen versuchen. Selbst dass Schmidt am Schluss durch Sibylle, die gerettete Frau, die bei ihm vor Gangstern Zuflucht sucht (auch das eine unausgegorene Story) zur Liebe findet, das wird zwar theoretisch festgestellt, ist aber in keiner Sekunde praktisch nachvollziehbar in Szene gesetzt.
Bei solch tönerenem Drehbuch werden die Akteure, wann es denn keine großen Kaliber sind – und solche würden sich zur Recht weigern, so wenig durchdachte Figuren zu spielen – zu mehr oder weniger hilflosen Hampelmännern; noch schräger wirkt die Anglegenheit durch den kruden Sprach- und Dialektmix.
Detail: der überdeutliche Untertext des Protagonisten, der mit jedem Satz, mit jeder Geste deutlich erklärt, er sei unbeholfen und leicht belämmert, mehr Masche als Figur, mehr Getue als Glaubwürdigkeit und Nachvollziehbarkeit (gilt erst recht für die Terrorismus-Seite).
Interessant wäre zu erfahren, was Macher und Produzenten sich an Begründungen einreden, warum sich im Kino kein Mensch diesen Film anschauen wird; dass er dazu einfach zu grottenschlecht gemacht ist, das zu sagen werden ihre Lebenslügen nicht zulassen. Sie werden jammern, dass niemand Arthouse-Filme sehen will, dass niemand sich für ihre so kostbaren Fürze interessiert.
Wer will im Kino so schlechtes Theater sehen, wie die Rettungsaktion der rotkleidigen Sybille, die sich aus dem Keller befreien will und im Gitterrost sich verfängt, hängen bleibt, und wie Katzenschmidt ihr Schmiere am Po auf das rote Kleid reibt, dabei ist sie doch gar nicht dort hängen geblieben? Egal, der Zwangsgebührenzahler muss blechen dafür.
Oder die Beerdigung der Katze, die wird vom ganzen Team ins Lächerliche gezogen und dazu noch ein Ave Maria, auch lächerlich gesungen, nicht zu fassen. Das ist Verhohnepiepelung des Zuschauers und erst recht des Zwangsgebührenzahlers. Hier sind die Menschen kaum mehr eindimensional zu nennen. Mit denen kann man gerade mal eine kleine Parade obszöner Gesten in einem Baumarkt als Werbeveralberung inszenieren; dürfte mit dem Grundauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks soviel zu tun haben wie die Zuständigkeit des Staates für die private Kackgewohnheit.
Diese Filmemacher scheinen in keiner Sekunde ans Publikum gedacht zu haben. Sie wollen nur die Fernsehredakteurin und ihr offensichtlich schlichtes Gemüt befriedigen und kitzeln. Das heißt, Geld herauskitzeln aus dem Gebührenkuchen. Hier schweigt der (Gebühren)Kuchen und der Krümel feiert Urständ.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers.
Hier wird mit lähmender Sorgfalt und mit schwäbischer Gründlichkeit dem Kino das Kino und der Komödie der Humor asugetrieben, wird einmal mehr bewiesen, dass es keine deutsche Kinokultur gibt und...