Vacation – Wir sind die Griswolds

Aus dem Paradox, dass durchs Jucken des Geschlechtes Familien entstehen, dieses Jucken aber in der Familie für den aufgeilenden Nachwuchs tabuisiert und nur den Eltern vorbehalten ist, bei diesen aber gerne in Routine einschläft, bezieht diese Art von Familienkomödien ihren „Humor“, dessen Dasein streng auf den Bereich unterhalb der Gürtellinie limiert ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um den Neuaufguss eines Erfolges von vor etwa 30 Jahren handelt, eine Aktualisierung der Humorlage aber gar nicht erst versucht wird von John Francis Daley und Jonathan M. Goldstein, die für Buch und Regie stehen.

Es ist die Nachfolgegeneration, die letztes Mal als Kinder noch unwillig mitgefahren sind, die jetzt der Familie Griswold den Urlaub diktieren und aufzwingen, es ist der Papa, Rusty, Ed Helms, ein Komiker dessen wenigen, effizienten Mittel der entgeistert-erstarrte Blick großer Augen und die blendend weißen Zähne sind. Seine Frau heißt Debbie, wird gespielt von Christina Applegate, und die beiden Buben heißen James (das ist der größere) und der kleinere, präpubertäre ist Kevin.

Die Jungs geben die Geographie der Lustigkeit vor. Kevin schreibt auf die Gitarre von James: I have a Vagina, womit die Begrifflichkeiten für den ersten Familienstreit vorgegben sind. Lösungsversuch des Vaters: er streicht Vagina durch und schreibt Penis hin. Man denkt voraus in diesem Film. Später wird das bei der ersten zarten Begegnung von James mit Adena dazu führen, dass sie als ersten Satz sagt: I have a penis, den sie abliest. Soll keiner sagen, das sei nicht durchdacht, was hier abgeliefert wird.

Bewunderungswürdig sind sie allemal, die amerikanischen Schauspieler und die praktisch durchs Band unifiziert gesichtsmodifizierten Schauspielerinnen, wie sie sich für diesen Scheiß, der Ausdruck ist durchaus nicht deplaziert, reinhängen, da könnten sich ihre deutschen, subventionsgemästeten Kollegen allemal was abschneiden davon, denn im „raw sewage“ landet die Familie auch und sie halten es für ein Heilbad – das ist der Moment, wo der Humor sogar hintergründig wird. Griswolds wollen nämlich bei einem Naturpark sich nicht in die Autoschlange einreihen, um zu den heißen Quellen zu gelangen, sie suchen einen Schleichweg und der führt sie directemang in die Scheiße.

Aber auch die Story hat Hand und Fuß. Die Familie will, um nicht in Urlaubsödnis zu verfallen, sich auf einen Raodtrip mit einem Familienauto begeben. Ziel ist ein Vergnügungspark, auf welchem sie Achterbahn mit Looping fahren wollen. Es gibt diverse Zwischenstationen in diversen Staaten. Und bei jedem Zwischenstopp scheinen zum Vornherein die Pannen, die wieder passieren werden und die schlüpfrigen Witze, eingeplant, weil die Autoren es gar nicht mehr für nötig hielten, nach irgendwas zu suchen, weswegen es sich lohnt, in einer Familie zu leben, sie vermitteln dem Zuschauer zu offensichtlich, dass Familie für sie nur ein Ausbeutungsmaterial ist zwecks Lustigkeitserzeugung.

Wenn den Autoren gar nichts mehr einfällt, dann muss eben eine Kuh überfahren werden oder man lässt den Gummibootfahrer über einen Wasserfall runterstürzen und Schnitt. Oder man erfindet einen furchterregend aussehenden Truck mit einem Teddy vorn auf der Kühlerhaube, der lange als Gefahr für das knallblaue Familiengefährt eingeführt wird, eine asiatische Marke mit entsprechend unverständlich geschrieenen Anweisungen, ein Auto, was sich offenbar immer wieder selbst aufrappelt nach den ständigen Demolagen, die es erleidet, Opfer von mit dem Holzhammer gezimmerten Gags oder man konfrontiert, das ist ja nicht übel gedacht, die Mutter auf ihrem ehemaligen Collage mit einem Partyspiel, das sie vor 30 Jahren erfunden haben soll.

Die Musik immerhin lässt sich von gar nichts beirren, sie versucht dem Film Schwung und Stimmung einzuflößen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert