Codename U.N.C.L.E.

Willkommen im Kalte-Kriegs-Spionagekino-Museum, Eintritt: eine Kinokarte.
Wir zeigen Ihnen hier in schönster Kulisse und mit unnachahmlich hübschen Darstellern, immer gut gekleidet und in fotogenen Posen, wie die Bombe, die ein alter Nazi in Italien für die Firma Vinciguerra zur Vollendung bringen und damit die Welt gefährden will, im Kalten Krieg russische, britische und amerikanische Agenten zusammenarbeiten lässt, um die Welt und damit auch die Geheimdienste, zu retten, und damit das alles nicht so eiskalt-bitterernst wird, gönnen wir uns immer wieder gentlemanlike ein paar Jokes, Witzchen, der russische Agent nennt seinen Partner, der auch sein Gegenspieler ist, immer ganz locker „Cowboy“; obwohl der viel mehr mit einen Dressman als mit einem Kuhhirten eine Ähnlichkeit hat, die Frisur ist ja auch immer ins letzte Härchen gestylt.

Der Film fängt 1964 am Checkpoint Charlie an, einem berühmten Setting gerade für Filme aus dieser Zeit. Zwei Herren reisen in Sichtweite voneinander in die DDR ein, sie scheinen sich nicht zu kennen.

Der eine ist der erste Protagonist, der amerikanische Agent Solo, Henry Cavill, in perfekt sitzendem Anzug und Krawatte, man könnte sofort ein Modeshooting mit ihm inszenieren, und mit dem entsprechenden Gepäck und der andere, der zweite Protagonist des Filmes, der russische Agent Ilya, Armie Hammer, dieser mit proletarischer Schiebermütze und entsprechend rauhwollenem Jackett.

Solo wird bald auf die dritte Protagonistin treffen, die britische Agentin Gaby, Alicia Vikander, die in köstlichem Mus-Deutsch als Automechanikerin in Ostberlin arbeitet. Ihr Vater, den sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, ist ein in Lateinamerika untergetauchter Nazi-Bombenbastler, der Gerüchten zufolge wieder in Europa aufgetaucht sei. Die Spur zu ihm führe über dessen Bruder, den Onkel von Gaby. Der ist in Rom an der Firma „Vinciguerra“ von Signora Victoria, Elizabeth Debicki, beteiligt.

Nachdem Solo sich Gaby vorgestellt hat, so wie Auto-Mechaniker im Film klassisch vorgestellt werden, sie liegen auf einem Rollbrett unter einem Wagen und rollen für ihre Texte auf dem Rücken ins Bild, erklärt er ihr, warum er sie so schnell wie möglich aus der DDR herausholen müsse. Mit diesem Ansinnen wird eine erste, rasante Actionsequenz in Gang gesetzt, denn bald schon merken die beiden, dass sie verfolgt werden. Und erst nach einer waghalsigen Flucht über die Mauer, denn längst sind auch die Vopos hinter ihnen her, wird klar, dass der erste Verfolger, der russische Agent, der künftig Dritte in diesem Agententrio sein wird, das uns in Rom für den Rest des Filmes in althergebrachter Agentenmanier durch diese althergebrachte Kalt-Kriegs-Agentenwelt führt, die in protzig-prunkig eingerichteten Hotelzimmern, aber auch an der Spanischen Treppe plausibel gemacht wird; und die alte Nummer, dass der Russe und die Britin sich als Verlobte ausgeben müssen.

Auch viele altertümliche Agentenrequeisiten werden schön detailliert vorgeführt, Wanzen aller Arten und Regisseur Guy Richie, die hier eh einem Trend zur leichten Boulevardkomödie folgt, macht eine kleine Nummer daraus, wie die beiden Agenten die entdeckten Wanzen im Flur sich gegenseitig zuwerfen und beachtlich gut auch auffangen mit der Deklaration der installierenden, konkurrierenden Geheimdienste. Auch Schmuck kann sehr nützlich sein, ein Fingerring beispielsweise. Es gibt ferne fette Mithör- und Übertragungsgeräte, die am Oberschenkel unter flatterndem Frauenrock angebracht werden können, das nutzt Richie, der mit Lionel Wigram + 5 auch das Drehbuch geschrieben hat, wenig überraschend pikant. Auch (recht plumpe) Slapstick-Taschendieb-Nummern sind in bewährter Manier eingebaut, damit die Agenten sich bei einem klassischen High-Society-Pferderennen, viel Arbeit für den historischen Kostümfundus, sich ihren Zielpersonen nähern können.

Nicht nur die Liebe für die Details an den Agentarbeitsmitteln evoziert den Eindruck eines Museums, auch die Führung der Darsteller, das mangelnde Interesse an ihren Figuren oder das primäre Interesse an ihren Figuren als wie Wachsfiguren ins Bild gestellt bestärkt diesen Eindruck noch. Victoria wird zur reinen Statue im Moment wo Solo ihr sein gesammeltes Schmuckdiebesgut umhängt. Diese Figuren sind mehr Marionetten, die an Fäden von unsichtbaren Mächten gezogen werden; der Star als ein Ding: stehen, gut aussehen, gut gekleidet und frisiert und geschminkt sein, das Prinzip Gentleman oder Lady – dazu passender Gesellschaftsjoke: ich mache Diät, seit Tagen nur noch Kaviar und Champagner.

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