Broadway Therapy (Filmfest München)

Ein beliebtes Sujet im Film und auf der Bühne sind Stücke oder Drehbücher, in welchen das Leben und das Leben im Film, im Stück sich vermengen, in welchen die Kunst und das Leben sich reflektieren und ineinandergreifen, somit die These untermauern, Theater und Kino seien Spiegel des Lebens.

Imogen Poots als die Hauptfigur Isabella Patterson will am Broadway für die Rolle einer Nutte vorsprechen. Als solche hat sie bei einem Escort-Service gearbeitet. In diesem Job hat sie den Regisseur Arnold Albertson kennengelernt hat, den so wahnsinnig gedehnt sprechenden Blondschopf Owen Wilson. Just dieser Regisseur, der sie mit 30’000 Dollar aus dem Nuttenleben befreien wollte, ist nun gar nicht amused, dass sie bei ihm vorspricht, denn auch seine Frau Delta, Kathryn Hahn, spielt mit. Ausgerechnet mit ihr als Vorsprechpartnerin legt Isabella eine Superzene hin. Der Bühnenautor Josh, Will Forte, um dessen Stück es geht und der beim Vorsprechen dabei ist, ist spontan überwältigt von ihr, lädt sie umgehend zum Abendessen beim Italiener „Nick“ ein.

An diesen Abend treffen beim Italiener Isabella und Josh auf Arnold und Delta und noch weitere Figuren, die in verzwickten, verheimlichten Beziehungen zu einander stehen, aufeinander, was den Abend viel zu schnell und unerquicklich enden lassen wird. Es spielt ja auch noch eine Psychotherapeutin mit, Jennifer Aniston als Jane Clarement. Ferner gibt es den anderen Protagonisten des Stückes, den abgebrühten Mimen Seth, Rhys Ifans, der mehr mitkriegt als anderen lieb ist und der in London ein Techtelmechtel mit Delta gehabt hat. Ferner taucht auf ein Richter voller Obsession für Izzy (diese Abkürzung von Isabella bedarf psychotherapeutischer Interpretation), der diese durch einen Detektiv überwachen lässt. Das ist in etwa die Grobbehauptung der Verfahrenheit menschlicher Beziehungen in diesem Stück.

Dieses Aufeinandertreffen beim Nobelitaliener der verwickelt-verwinkelten Beziehungen führt nun gemäß Opas erprobtem Boulevard-Theater-Schmea zu Verrenkungen, Versteckspielen (hinter Speisekarten) oder plötzlichen Bedürfnissen, die das Publikum erheitern sollen. Wenn Bühne und Leben sich verquirlen, haben Leute auf einmal andere Namen, denn wenn Männer sich ein Girl auf ihr Hotelzimmer bestellen, müssen die ja nicht den richtigen Namen kennen und den Girls geht es ebenso. Und wenn sie sich plötzlich in einem Theaterproduktionszusammenhang über den Weg laufen, so kann das zu unerwünschten, dramatisch bestbewährten Überraschungen führen.

Im Stück geht es wiederum genau um die Dinge. So verquicken sich Kunst und Leben. Peter Bogdanovich hat mit Louise Stratten das Drehbuch nach bekanntem Muster und ohne besondere Originalität geschrieben und inszeniert, wobei ihm Ausstattung, Beleuchtung, Szenenfolge vielleicht wichtiger waren als Rhythmus und Leben der Szenen, die kommen manchmal arg eingeübt daher. Bei all dem Altbekannten suche ich den Punkt, den man für diesen Film als unique selling point verkaufen könnte, warum man ihn unbedingt sehen müsste. Es wird von der Magie der Lüge geredet, das ist vielleicht ein Hinweis. Trotzdem: ein Sud, der gemütlich in einem gar nicht so schlechten Hollywoodsaft vor sich hinschmort, der aber die Aufwändigkeit der Filmapparatur drum herum immer bedrohlich spüren lässt.

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