Ein Film für Bayern. Ein Film für Horst Seehofer. Ein Film für Elmau. Ein fröhlicher Horror. Expect the (un)expected!
Ein Film für Bayern und für Horst Seehofer, weil er eindringlich die Gefahren schildert, die von Stromtrassen auf Wohngebiete ausgehen, erst recht, wenn dort vorher Friedhöfe waren. Ein Film für Elmau, weil er mir vorkommt, wie eine Realsatire auf die Vorkehrungen der höchst alarmierten Sicherheitsapparate für den Gipfel im Juni: Versuche, all die demokratischen Poltergeister zu bekämpfen und fernzuhalten, die später der Gipfel zu seinem akademischen Thema machen dürfte.
Dieser von Gil Kenan mit größter Leichtigkeit inszenierte Spukstreifen nach einem Drehbuch von David Lindsay-Abaire auf der Grundlage einer Geschichte von Steven Spielberg strotzt nur so vor Normalität, die geradezu nach Paranormalität schreit. Diese Normalität einer normalen Familie mit drei Kindern, einem hochsensiblen Mädchen Madison noch im fühligen Kleinkindalter, dem todernsten Brüderchen Griffin, der hochkonzentriert Horrorgames auf seinem Tablet spielt, und das bereits erwachsene Schwesterchen Kendra sowie Vater Eric, Sam Rockwell, der eben bei einer renommierten Firma arbeitslos geworden ist und Mutter Amy, Rosemarie DeWitt, die abstreitet, dass sie Schrifstellerin sei, sie sei Hausfrau sagt sie; es lebe die Normalität. Die Familie ist eben umgezogen in eine neu errichtete, sterile Schlafstadt; daneben stehen in mehreren Reihen Strommasten und tragen schwere Stromleitungen.
Das Haus selbst ist hochmodern verdrahtet und durchelektrisiert. Die Eltern machen gleich am Abend des Einzugs einen gestylten Antrittsbesuch in der Nachbarschaft. Die Kinder erleben derweil die ersten Spuren der Paranormalität.
Die alarmierten Eltern engagieren sympathisch vertrottelte, professionelle, provinzielle Paranormalitätsforscher. Sie kommen mit ihren entzückend altmodischen Forschungsinstrumenten auf den Befund „Poltergeist“. Der hat Madison in seine Gewalt gebracht, hat sie durch das „Portal“ hindurchgezogen, in der Hoffnung, er selbst könne sich damit aus seinem Schicksal befreien.
Dieser Poltergeist ist für die Abordnung des „Department of Paranormal Research“ allerdings eine Nummer zu groß (wie Elmau auch!); jetzt muss ein Poltergeistbekämpfer-Star her, Jared Harris als Carrigan Burke. Er arbeitet schon seit Jahrzehnten im Metier und der nette Junge vom lokalen Team ist voller Bewunderung für ihn. Allerdings mutet Burkes Instrumentarium zur Befreiung von Madison noch einen Tick antiquierter an: mit einem Tau will er die Lage klären.
Es ist ein humorvoller Horrorfilm, auch wenn ich im Original-Amerikanisch nicht jeden Joke verstanden habe. Es gibt den ganz banalen Ehepaar-Unterwäsche-Talk genauso wie die Bemerkung zu den Poltergeistforschern über ihr „safe, stable Academia“, wie der Hausvater an einer Stelle uzt.
Die Kamera von Javier Aguierresarobe nutzt 3D genial, um die beengende Qualität von Normalräumlichkeiten herauszustellen, ein bemerkenswerter Effekt.
Immer auch blitzt die Frage der Diskrepanz zwischen Realität und Wahrnehmung auf, die Möglichkeit verschiedener Realitätsebenen. Zum Showwert des Filmes trägt die darin beschriebene Eigenschaft von Poltergeistern bei, dass sie expressiv seien, das kann bis zur Clownerie gehen oder sich bildwirkungsvoll in der Affinität zur Elektrizität entladen. Dabei spielen die Darsteller mit einem weichen Ernst und übertreiben brauchen sie schon gar nicht, da hat die Castingabteilung vorgesorgt.
Unterhaltsamer Horror. Die Drohne und die Normalität.