Zweite Chance

Schlank und packend inszeniertes, nordisches Drama, das ans Eingemachte geht.

Susanne Bier, Serena, Love is all you need, In einer besseren Welt, erzählt eine Geschichte biblischen Ausmaßes in unserer Zeit mit einem bannenden Gefühlskino, das den Geist und damit die Fragen nach dem menschlichen Handeln, ja, nach der Moral, nicht auslässt, sie als konkrete Konfliktsituationen in schicksalshaftem Kontext stellt und das mit einem hervorragenden Cast. Das Buch stammt von Anders Thomas Jensen, der bis auf Serena auch bei den anderen von ihr hier angeführten Filmen der Autor war, aber auch bei The Salvation.

Andreas, Nikolaj Coster-Waldau, ist ein einfacher Polizist, jung verheiratet, er wohnt großzügig nordisch, sein Sohn, Alexander, ist noch ein Säugling, 7 Wochen alt. Der schreit nachts oft, aber Andreas macht sich keine Gedanken darüber.

Mit seinem Kollegen Simon, Ulrich Thomson, wird er zu einem Paar Junkies gerufen, die in einem versifften Wohnblock wohnen, Alkohol, Drogen, und sie haben auch einen Säugling, Sofus, asoziale Verhältnisse, der Macker Tristan, Nikolaj Lie Kaas, war auch schon im Knast und Andreas kennt ihn sogar, denn er hatte ihn damals verhaftet. Allerdings sieht die Polizei keine Chance, dem verlotterten Paar das Kind wegzunehmen, dazu gibt es keinen Anlass.

Überforderung mit der Mutterschaft scheint dagegen die Frau von Andreas durchzuleben. Eines Nachts ist der kleine Alexander tot. Ein Schicksalsschlag sondergleichen für den zuverlässigen Polizisten mit dem geordneten Leben und den geordneten Familienverhältnissen.

Zu entdecken, dass sein Sohn tot ist, ist ein unfassbarer Schock für Andreas. Er kommt auf die ungesetzliche Idee, heimlich das tote Kind dem Drogenpaar unterzujubeln und stattdessen ihren Säugling mit nach Hause zu nehmen.

Ein guter, braver Mensch tut ewas Böses, um Gutes zu tun. Er löst damit allerdings eine weit größere Katastrophe aus. Außerdem muss er mit seinem Kollegen Simon, der selbst wiederum Mühe hat, die häusliche Ordnung aufrecht zu erhalten, weil ihn ein Schicksalsschlag dem Alkohol und dem Rumhängen in Stripbars zugetrieben hat, den Kindstod bei dem Drogenpaar aufklären, vor allem Andreas setzt Tristan und Sanne, May Anderson, massiv zu mit Verhörmethoden, die nicht ganz koscher sind. Allerdings verplappert er sich einmal. Wodurch der Schlüssel zu einem recht versöhnlichen Schluss gefunden wird, wenn Menschen zu fehlerhaftem Handeln stehen können.

Susanne Bier hat mit diesem Film zu berückend kinematographischer Erzählweise menschlicher Nähe gefunden. Geschickt schneidet sie der Stimmungslage entsprechend Naturaufnahmen dazwischen oder geht in schweren Momenten ganz nah an die Augen der Darsteller, als ob sie in deren Seelenabgründe hinabschauen wolle.

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