Big Eyes

Der Kasus ist eher selten und ungewöhnlich in der Kunstgeschichte. Dass eine Malerin zum Welterfolg kommt, aber nur, weil sie ihre Bilder mit dem Namen ihres Gatten signiert. Dieser wiederum ist ein Verkaufsgenie, er erinnert in der Denkweise an Supermensch – Wer ist Shep Gordon? der andere zu Stars gemacht hat.

Tim Burton hat diese wahre Geschichte aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts nach einem Drehbuch von Scott Alexander und Larry Karazewski verfilmt.

Amy Adams spielt die Malerin Margarete Keane, gestylt wie die blonden Hollywood-Stars jener Zeit. Auch chromatographisch überdüngt Burton vor allem in den Anfangssequenzen die Leinwand mit einem hellen Grasgrün, wie mit dem Technicolor, das die Filme damals so faszinierend gemacht hat, oder auch mal mit Rosa.

Die Geschichte wird nachvollziehbar eingeführt. Der Film fängt 1958 an. Margarete haut von ihrem ersten Mann mit ihrer Tochter ab. Sie muss sich in San Francisco selbst durchschlagen. Mit ihrer Bewerbungsmappe wird sie bei einem Möbelhaus vorstellig. Prompt kann sie in der Fabrik Kinderbetten bemalen, im Akkord, so sieht es bei Tim Burton aus.

Auch versucht sie sich als Straßenkünstlerin. Da zeichnet sie Portraits und will zwei Dollar, lässt sich aber auf einen für ein Kinderportrait runterhandeln. Sie ist nicht geschäftstüchtig. Neben ihr agiert der Straßenmaler Walter Keane, Christoph Waltz. Dieser macht sie charmant an. Schnell sind sie ein Paar. Seine Fähigkeiten scheinen mehr die des Managers zu sein. Er schafft es jedenfalls, sie ins Geschäft zu bringen. Bilder malen ist eines, sie zu verkaufen ein anderes.

Die Anfänge sind in einem Club. Vor den WCs hängen Walters Pariser Straßenbilder und Amys Kinderbilder. Die fallen auf wegen der großen Augen. Ein Skandal mit dem Betreiber des Jazzschuppens bringt ihn und die Ausstellung auf die Titelseiten und setzt das Geschäft in Gang, das sich großartig entwickelt bis hin zu Berühmtheit und angenehmem Lebensstil.

Zur Krise kommt es anlässlich der Weltausstellung in New York 1964. Da hat Walter der UNICEF ein monumentales Auftragsbild von Amy aufgeschwatzt, ohne Ausschreibung. Die New York Times zerreißt es. Das bringt auch die Ehe zur Krise und lässt den Urheberschwindel auffliegen.

Mein Problem mit diesem Film ist der, dass sich das Drehbuch zwar für Margaret als Hauptfigur entscheidet. Sie aber malt und leidet passiv. Und dass ausgerechnet die Zeugen Jehovas auf Hawai sie auf den Wahrheitstrip bringen, wirkt erfunden, auch wenn es so gewesen sein mag.

Die Entwicklung der Beziehung zwischen Margarete, Walter und dem gigantischen Erfolg, der auf der Autoren-Lüge basiert, ist für mich psychologisch nicht nachvollziehbar. Viel zu stark mimen die Darsteller die Lüge. Sie spielen, dass sie lügen, dass sie schlechtes Gewissen haben, das verrät eigentlich alles. Christoph Waltz überschreitet dauernd die Grenze zum Kindertheater, übermimisiert und verrät sich dadurch. Besonders grotesk wird dieses Kindertheater in der finalen Gerichtsszene. Da wird offenbar, dass sich das Drehbuch zu wenig um den Charakter seiner Figuren und wie diese funktionieren, gekümmert hat, weil es geglaubt hat, Margarete sei die Hauptfigur. Insofern ist die Entwicklung der Geschichte nicht richtig schlüssig, wirkt eher wie ein leicht kitischiges, wenn auch nicht unsympathisches Märchen.

Wobei die Besetzung der Rolle von Margret mit Amy Adams gelungen scheint, auch wenn am Schluss im Bild das heute viel ältere Original, die immer noch zeichnet und lebt, neben ihr fotografiert gezeigt wird. Die dramatische Entwicklung liegt bei der Waltz-Rolle, ist dort aber nicht konsequent durchdacht.

Walter war ursprünglich Immobilienmakler und Sonntagsmaler. Margaret spielt zu kummervoll. Der Film wirkt stellenweise wie ein Klatschbericht. Es gibt kaum Szenen, wo sie sich den Ausbruch wünscht.

Der Geschichte fehlt das zwingende Need. Oder Walz ist eine Fehlbesetzung oder hat den Charakter der Figur nicht richtig studiert. Das Original und Vorbild seiner Figur ist am Ende auch zu sehen; und ist ein ganz anderer Typ. Oder Waltz hätte eine andere Lösung finden müssen. So aber bleibt der Film Oberflächenratsch und -tratsch. Immerhin eine unterhaltsam erzählt Geschichte.

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