10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?

Wie soll dieser Planet in absehbarer Zeit 10 Milliarden Menschen ernähren?
Das fragt sich der Dokumentarist Valentin Thurn, der mit Sebastian Stobbe das Drehbuch geschrieben hat. Er gibt die Antwort gleich selbst, leicht verdaulich und schmackhaft angerichtet: nur durch nachhaltige, solidarische Landwirtschaft, die sich von der industriellen Nahrungsmittelerzeugung abkoppelt.

Für die beiden im Nahrungswettbewerb widersprüchlichen Positionen hat Thurn weltweit einige Player aufgesucht und deren Bilder und Thesen in kurzweiliger Art einander gegenüber gestellt, ohne dass sich der Zuschauer mit einem Konflikt konfrontiert sähe.

Die Vertreter der Nahrungsmittelindustrie kommen nicht gut weg, obwohl Thurn sie nicht denunziert; sie desavouieren sich selbst mit ihren Statements. Denn wer, wie der weiße Sojagroßbauer in Afrika sagt, die Nachhaltigkeit zeige sich im Profit, der beweist seine Kurzsichtigkeit selbst.

Andererseits, wer industriell arbeitet, der will Profit. Und er sagt es vielleicht so, dass man ihn leichter moralisch ablehnen kann, als wenn der Ökobauer sagt, dass seine Landwirtschaft sich rechnen müsse.

Auf der Industrieseite gibt es Einblicke in die Nahrungsmittelforschung bei Bayer, die mehr Patente auf Leben besitze als der vielgescholtene Monsanto-Konzern, Einblick in eine japanische Nahrungsmittelproduktion, die unter Laborbedingungen, denn Erde ist schmutzig und voller Bakterien, Gemüse herstellt. Thurn lässt einen Forscher zu Wort kommen, der aus Stammzellen Fleisch züchtet. Er wird anschließend einen von ihm hergestellten Hamburger verzehren, der 250’000 Euro gekostet hat. Dafür scheint er ihm allerdings nicht sonderlich zu munden. Genveränderten Lachs bekommen wir zu sehen oder appetitabschreckende Einblicke in die größte Hühnerfabrik Indiens.

Die Guten, das sind in diesem Film ein Ökofarmer, Felix Prinz zu Löwenstein, der auf Öko umstellen konnte, weil er einen Stall nur für 50 Kühe hatte, der bekannte Ökolandwirt Schweisfurth aus Glonn, der mit Mischhaltung von Hühnern, Kühen und Schweinen auch versucht, seinen Ertrag zu maximieren, Mary Clear, eine Aktivistin, die in der Stadt überall Essbares anpflanzen will, Kusum Misra, eine indische Getreisamensammlerin, wovon es immer mehr gibt oder die Afrikanerin Katerina Alberto, die in ihrer Region den Gemüsbeau mit Nachahmungseffekten eingeführt hat.

Die These gegen die industrielle Landwirtschaft wird des weiteren gestützt mit dem Argument, dass der Abbau von Kali zur Herstellung von Dünger in absehbarer Zeit zu Ende sei.

Eine Frage, zu der mich der Film drängt: warum gibt es bei all den vielen Kennzeichnungspflichten auf unseren Nahrungsmitteln nicht auch eine, die darauf hinweist, dass das Fleisch aus industrieller Massentierhaltung komme? Gibt es noch keine Apps, die einem Betreten eines Ladens oder eines Restaurants ganz genau die Bilder liefern, die über die Herkunft der Produkte Bescheid geben?

Generell hat Thurn seine Interviewpartner prima ausgewählt, sie können mit wenigen Worten ihre Position klar vertreten. Ganz am Rande wird auf das Subventionsproblem in der Landwirtschaft hingewiesen.

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