Eine neue Freundin – Une nouvelle amie

Francois Ozon hat eine makellos schöne Kinohandschrift und besonders im Inszenieren von Frauen ist er unübertroffen. Hier das Wort Frau mit dem männlichen Doppelsinn behaftet; denn die titelgebende neue Freundin von Claire (Anais Demoustier) ist der Ehegatte David (Romain Duris) ihrer kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes verstorbenen Freundin fürs Leben, Laura.

Aus David wird Virigina und als solche wird sie wiederum großartig in Szene gesetzt von Ozon. Herzerweichend. Ozon suhlt sich förmlich im Transgenderbad, pompös würde ich es nennen, denn leider wird bald eine krasse Diskrepanz zwischen der Kinoschrift, der Großartigkeit der Entwickelns von Szenen, des Aneinanderfügens von Bildern in ihrer Konsequenz auf der einen Seite und dem inhaltlichen Anspruch auf der anderen Seite sichtbar.

Denn außer dem zum Niederknien schönen Sich-Baden in den Bildern der Transgenderwelt, die beiden Freundinnen beim Shoppen oder in der Disco, geht es Ozon doch nur um das oberflächliche Versteckenspiel. David darf als Virignia nicht auffliegen. Keiner darf das wissen. Weil das Thema ein Tabu ist. Es geht nur um das Versteckspiel. Oder wenn schon, stellt sich die Frage: Wie als Frau in der Öffentlichkeit auftreten, ohne aufzufallen, als ganz normale Frau.

Wie kann Claire diese prickelnde Beziehung zum Mann ihrer Jugendfreundin vor ihrem Ehemann, der eh ein Langweiler ist, geheim halten? Faktisch klammert Ozon die Hauptproblematik aus, wie mit so einem fundamentalen Widerspruch leben; reduziert ihn auf die Maskerade und das Versteckspiel. Das ist zuwenig. Dafür wirkt der Film deutlich zu lang. Schade um die schönen Bilder. Definition des Menschen nur über das Geschlecht ist unergiebig, das macht uns Ozon mit diesem Film klar. Als Vorlage fürs Drehbuch diente ihm ein Roman von Ruth Rendell.

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