Viel Gutes erwartet uns

Eine sanfte Dokumentation. Würdigung und Hommage an den Universalphilosophen und Landwirt, den bald 80-jährigen Niels Stockholm, der mit anderen Enthusiasten hochreflektiert den Thorshojgaard-Hof in Dänemark nach biodynamischen Einsichten bewirtschaftet und dort unter anderem eine alte dänische Rinderrasse gemäß seiner Philosophie züchtet, hegt und pflegt. Als Referenzen für seine Philosophie gibt es im Film Hinweise auf Rudolf Steiner und Martin Pfeiffer.

Der Film betört mit hinreißenden Aufnahmen von diesem Hof, den Rindern, die einen glücklichen und befreiten Eindruck machen, ebenso sind die Schafe, Schweine, Geflügel und auch Würmer von elementarer Bedeutung.

Bei fast schwärmerischer Hingabe an sein Objekt nimmt der Film doch einen Verlauf, bei dem das Böse nicht ausgespart wird. Einmal erzählt Niels eine Geschichte, wie er wegen der Weihnachtsfeiern bei den Schwägerinnen, bei denen man pünktlich eintreffen müsse, gehetzt noch die Kühe reinholen wollte; die haben gemerkt, dass etwas nicht stimmt mit ihm, sein Mitarbeiter wollte ihn noch warnen, aber da hatte der Stier ihn schon umgeworfen und schwer verletzt. Der Stier musste dafür büssen, wurde noch eine Woche zwecks des Abschieds in einen Stall verbracht und dann geschlachtet.

Ein Drama, was sich im Laufe dieser sensiblen Dokumentation von Phie Ambo direkt enwickelt, ist das der Auseinandersetzung mit dem Staat. Es steht auf der Kippe, dass Niels die Tierhaltung verboten wird und er seine 124 Kühe schlachten oder weggeben muss. Die Vorladung vor Gericht ist eine Folge unangekündigter Kontrollen der Lebensmittelbehörden und da sich Tierschutzgesetze nicht unbedingt nach den Ansprüchen artgerechter biodynamischer Tierhaltung richten, ist es für die Behörden ein Leichtes, Vorwände zum Einschreiten zu finden.

Die Absurdität dieser Vorhaltungen wird besonders deutlich anhand der Tatsache, dass der Betreiber des Spitzenrestaurants Noma mit den Produkten von Niels bei Leuten wie der dänischen Königin bis hin zur Weltprominenz Furore macht. Vielleicht hatte der Richter auch mal Käse oder Fleisch vom Thorshojgaard-Hof genossen und deshalb ein Einsehen. Er lässt es bei eine Busse bewenden. So dass einem Happy-End nichts mehr im Wege steht.

Wobei Niels darauf besteht, dass es sich hier nicht um ein Ending, sondern um einen Anfang auf einem ganz langen Wege handle. Er selbst ist mit seiner Frische, seiner Beweglichkeit, seiner geistigen Wachheit und seinem Weitblick der beste Beweis für eine nachhaltige Lebensführung. Seine Defizite beim geschäftlichen Denken dürften dank einem Vorschlag des Kochs aus Kopenhagen bald kompensiert werden. Denn das ist auch sichtbar geworden, so ein richtiges Geschäft ist sein Hof nicht, der als Stiftung aufgestellt ist. Es reiche für den laufenden Bedarf, aber Gebäuderenovationen liegen nicht drin.

Darin unterscheidet sich das biodynamische Denken vom rein biologischen Anbau, wie Prinz Charles ihn betreibt. In Der Bauer und sein Prinz sagt Charles ganz klar, dass er mit seinem Hof ein Geschäft machen will, dass er sich rentieren muss und verweist auf einen biodynamischen Nachbarn. Insofern kann dieser Film als eine fruchtbare Ergänzung, sogar als sich steigernde Fortsetzung zu jenem Film von Bertram Verhaag gesehen werden.

Die Behauptung, dass die Menschheit ohne Chemie sich nicht mehr ernähren könne, sei eine reine Propagandaerfindung der chemischen Industrie, meint Niels.

Niels Stockholms Motto: warum sich Sorgen für morgen machen, der heutige Tag hält eh schon Plagen genug bereit. So hat Jesus zu Martha gesprochen.

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