The Boy Next Door

Bei Familie Peterson kriselts. Die Petersons, das sind Jennifer Lopez als Claire, John Corbett als ihr Ehemann Garrett und Ian Nelson als ihr pubertierender Sohn Kevin. Garrett hat den Stunk in die Familie gebracht, indem er bei Geschäftsausflügen nach San Francisco die Finger nicht von der Sekretärin lassen konnte. Claire ist die treue, prinzipiell prüde Seele in Person. Sie lässt den fremdgängerischen Gatten nicht mehr bei sich wohnen. Sie unterrichtet an der örtlichen High-School Literatur.

Eines Tages klemmt die Garagentür bei Petersons. Mutter und Sohn sind gerade bei linkischen Behebungsversuchen, da schaut ihr Nachbar vorbei. Ein alter Mann im Rollstuhl. Er hat seinen Neffen dabei. Ein junger Mann wie ein griechischer Gott. Es ist Ryan Guzman als Noah Sandborn. Dafür, dass er noch aufs College gehe, wirkt er allerdings etwas zu reif.

Noah weiß um seine Schönheit und versteht auch, diese kamerpräsentabel zu zeigen. Er ist ein offener, zugänglicher Mensch, der sofort den Draht zu anderen Menschen entwickeln kann, sowohl zu Kevin als auch zu Claire. Man kommt schnell ins Gespräch. Mit Claire verbindet ihn sein Interesse an der Literatur. Er schwärmt von Homer, von der Odyssee. Und, schau da, er wird an dasselbe College gehen, an dem Claire unterrichtet und welches auch Kevin besucht.

Es gibt jetzt einen unentschiedenen Moment im Film, bei dem klar ist, dass Noah seine Nachbarn anmacht, auch der Bub bekommt einen freundschaftlichen Klaps, sehr bewusst von der Kamera als Körperkontakt eingefangen. Kurz rast die Erinnerung des Zuschauers an Pasolinis „Teorema“ durch den Kopf. Ein junger Gott, der eine ganze Familie erotisch aufmischt. Aber halt, wir sind nicht im blühenden Italien der 70er, wir sind im dystopischen Amerika der 2010er Jahre.

Der Film scheint sich jetzt dafür zu entscheiden, eine Entwicklung in Richtung des Genres „Hausfrauenreport“ einzuschlagen. Claire beobachtet von ihrem Schlafzimmerfenster aus Noah, wie er sich duscht, ein Adonis wie er im Buche steht, ein David von Michelangelo, wie er sich in seinem männlich ausgestellten Body wohl fühlt im ersten Stock seines Onkels bei offenen Vorhängen. Er lässt sich von Claire mit Unschuldsmiene ertappen.

Lange dauert es nicht, bis Claire sich von ihm verführen lässt (das in der Mikrowelle nur halb auftauen wollende Huhn ist der Köder an der Angel von Noah; Schmonzettenniveau). Mikrowellenaufgewärmte Liebesszene. Claire lässt es zu, kommentiert aber gleich, das sei nicht richtig und nicht rechtens. Und der geneigte Zuschauer fragt sich, wo dieser Film wohl hinauslaufen will. Was er uns überhaupt erzählen will.

Claire sträubt sich vorerst gegen eine Fortsetzung des Verhältnisses, während sich bei Noah zusehends Verhaltensweisen zeigen, die nicht dem entsprechen, als was er sich eingeführt und vorgestellt hat und was man ihm, der kein Wässerchen trüben kann, auch gar nicht geben würde. Aber so recht klar ist immer noch nicht, worum es in dem Film denn nun gehen soll. Erst in den letzten 20 Minuten gibt der Film uns sein Geheimnis preis, indem er nämlich zum trashigen Horrorfilm mutiert.

Rob Cohen führt eine straffe, temporeiche, theateraffine Regie mit einem überwiegend gesichtsmutierten Ensemble; kann aber die Grundmängel des Drehbuchs von Barba Curry, nämlich Unklarheiten beim Storrytelling, worauf wird der Zuschauer angespitzt, welche Erwartungshaltung wird in ihm aufgebaut und wo führt das hin, nicht beheben. Statt dass Erzählenswertes passiert, wird die simple Moral bildreich breitgetreten, dass es sich für eine Literaturlehrerin, die verheiratet ist und selbst wenn ihr Mann fremd geht, nicht gehört, sich von einem jungen, gut aussehenden Mann, noch einem Schüler dazu, verführen zu lassen. Aus die Maus.

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