Project Almanac

Die Jugend, die sich uns in diesem Film mitteilen möchte, will die Welt verändern.
Wobei die Situation, in der der Satz ganz am Schluss fällt, eher im Sinne der Liebe, die die persönliche Welt verändert, zu interpretieren ist. Denn wenn der Satz politisch gemeint wäre im Hinblick auf eine gerechtere Welt, dann wären doch erhebliche Zweifel an dieser Jugend angebracht, die hier mit ungestümer, pausenlos wackelnder Handkamera Frische und Zukunftsgerichtetheit postulieren möchte.

Wobei der Begriff „project“ im Titel auf einen älteren Film im Horrorgenre hinweist, auf das „Blair-Witch-Project“, wo auch einige Dinge außer Kontrolle geraten sind. So werden sie es hier vorhersehbar auch tun.

Die Sache ist nämlich die: ein junger Bursche, David Raskin (Jonny Weston) möchte am MIT, am Massachusettes Institute of Technology, studieren. Allerdings bekommt er kein Stipendium. Das Geld müsste also seine Familie aufbringen. Das würde nur gehen, wenn die Mutter das Haus verkaufte, in dem er mit seinen Geschwistern lebt. Der Vater ist schon nach Davids 7. Geburtstag gestorben.

Wie also das Geld auftreiben? Am besten, mit Schwesterchen Chris, welche die Wackelkamera bedient, sich auf den Dachboden begeben und in den alten Sachen wühlen. Tatsächlich finden sie eine Videokamera mit Aufnahmen von Davids 7. Geburtstag, als der Vater noch lebte. Aber im Schrankspiegel taucht im alten Video plötzlich David als heutiger, junger Erwachsener auf. Zeitsprungerscheinung.

Also nichts wie in den Keller, ins Labor von Vater selig, denn der hatte an einer Zeitmaschine herumexperimentiert. Ohne den geringsten Versuch, irgend eine kausale Plausibilität herzustellen, setzen die drei Jungs – Schwesterchen dokumentiert – diese Zeitmaschine wieder in Gang. Hauptsache, die schließen Batterien an, drücken Knöpfe, studieren Schaltpläne und wenn Handwerkszeug zu fliegen anfängt, dann ist schon der erste Versuch geglückt. Nach dem System Trial-and-Error machen die Kids weiter.

Der Film wirkt teilweise wie ein Kinderabenteuerfilm von der sorglosen Art der „5 Freunde“. Sie schaffen schnell die Zeitsprünge, können in frühere Situationen zurückkehren. Und wie verändern sie nun mit dieser Macht die Welt? Sie benutzen sie dazu, im Lotto zu gewinnen oder in der Schule Fehler zu korrigieren. Sie benutzen sie also nicht, um die Welt gerechter, sozialer zu machen, sondern einzig um sie zu überlisten zum eigenen, egoistischen Vorteil. Sie benutzen sie dazu, um sich einen Perfektionismus vorzumachen, der zutiefst unbarmherzige, intolerant, ja faschistoid ist, denn errare humanum est und wer keine Fehler macht, wer alle Fehler ungeschehen machen kann, der ist nicht mehr menschlich. Von so einer Jugend sollte man vielleicht nicht allzu viel erwarten.

Buch: Andrew Deutschmann, Jason Pagan
Regie: Dean Israelite

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