Fantasy-Verarsche der Geschwister Andy und Lana Wachowski. Über Klobürste und Klobrille und dann die 3D-Brille, und dann noch ein Fernrohr reingeschnitten, gelingt einer blassen Jungschönheit, die sich Jupiter nennt („Warum ausgerechnet ich?“) der Eintritt in des Spießers Traum von Weltall und Adlerfedernmann, von Royalty und Sehnsucht nach Rettung der Familie, Erfüllung des Putzfrauentraums, letztlich der Traum der Frau, die ihren Existenzsinn darin sieht, sich in die Hände eines starken Mannes zu geben, ein simpler Traum mit aufwändig-komplizierten Bildern dargeboten.
Klobürstentraum in der Rahmenhandlung. Die Protagonistin, Milan Kunis als Jupiter Jones, ist ein einfaches Mädchen und aus einfachem Milieu. Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen. Um 04.45 Uhr klingelt der Wecker. Das Aufstehen ist mühsam. Zusammen arbeiten Mutter und Tochter als Putzfrauen (oder Reinigungskräfte oder Raumpflegerinnen).
Vielleicht wollen uns die Geschwister Wachowski nun zeigen, wie Jupiter sich ihr Leben an fremden Kloschüsseln mit Computeranimations-Bildmaterial aus ihrem Depot („Matrix“ etc.) erträglich macht und daraus eine simple Romanze bastelt, die Klofrau, die sich als Royalty in die Arme eines gut gebauten, starken Mannes, eines reinen Klischee-Helden mit Adlerschwingen hineinträumt und sich somit all ihre Sorgen beiseite schieben kann. Die Variation eines generellen Traumes der prototypischen Leserin des Goldenen Blattes?
Diesen Traum der einfachen Jupiter malen die Wachowski-Geschwister nun aus mit einem Riesenverhau an Effekten und Schießereien und merkwüdig schablonenhaft wirkenden Figuren, die alle ganz leise reden, als könnten sie sonst die mumifizierte Wachowski-Bildwelt zum Zerbröseln bringen.
Es geht um Mama und Versiegeln und Treue und Verrat. Reizvoll sind die Düsenschuhe, mit denen ein Mensch den Raum nach Gusto durchqueren kann, bewährtes Eskapismus-Vehikel. Und auch die Versiegelung, die gibt recht uptodate Bilder ab.
Von mächtigen Dynastien ist die Rede, die alles zerstören können und wieder aufbauen. Anders geht es nicht auf dem Klo zu. Was runtergespült wird, wird in der Kläranlage wieder recyclet.
Es dominieren gegen die Enge eines WC-Raumes imperiale Kult- und Kathedralenräume und ganz viel steife, pseudobedeutsame Schauspielerei, Stehpartys für Dialogaustausch und als Gegenstück fahren die Wachowskis ein romantisch-verlottertes Garten-Grundstück auf mit Blechhütte und Bienenschwärmen, die die Wahrheit erkennen in verträumt, weltvergessener Schrebergarten-Atmosphäre; von männlichen Ritualen ist die Rede.
Figuren kommen vor, die 40 Tausend und vier Jahre alt sind, die vermutlich das Rezept des ewigen Jungbrunnens gepachtet haben und aus deren Mund hören wir die Weisheit, dass Zeit (und nicht etwa Liebe) das Kostbarste sei, was es im All gibt und wofür es sich zu kämpfen lohne.
Der Bleichling Titus kommt vor und will die Klofrau, die er für eine Royalty hält, freien; er gibt damit an, dass er Schöpfer sei und Killer zugleich („I create people and I destroy“). Er erinnert an die Bleichlinge aus den Vampirfilmen. Und er hat noch eine Figur an seiner Seite, die mit mies-schleimigem Ton redet, ein ganz klar Böser. So einer gehört ins Klo runtergespült.
Es gibt originelle Administrationen mit Registraturen in einem Mix aus mechanischen Schreibmaschinen und modernstem Computer- und IT-Brimborium, neckisch animiert. Monsterfiguren werden auch bemüht, recht vertraut dazu. „To protect my family“ ist ein Topos. Vielleicht ist der Film auch nur ein Abbild des chaotischen Weltbildes eine Klofrau, ständig am Rande des Hades, ein furioses Klobürsten-Impromptu.
Die Klobürste als das Fernrohr in den Abgrund, den Abschlund der Welt, in die Tiefen der Träume, die so tief nicht sind, sondern eher vorm engem Horizont kleinkariert, die Sicherheit in der Familie und der Geborgenheit in eines Mannes Schwingen.