Black Sea

Eine aus Russen und Briten zusammengewürftelte Mannschaft, in Gang gesetzt von undurchsichtigen Geldgebern im Hintergrund, geht mit einem gerade noch seetauglichen, russischen U-Boot, das vor Sewastopol vor sich hinmümmelt, auf Tauchgang im Schwarzen Meer auf der Suche nach einem versunkenen Nazi-U-Boot mit einem legendären Goldschatz an Bord.

Bei diesem abenteuerlichen Tauchgang wird es zu vielen brenzligen Situationen, technischen Defekten und anderen Katastrophen kommen, die Jude Law als Captain Robinson heldenhaft und mit diesem starken, strengen, unirritierbaren Blick und der leicht angeheiserten Stimme und Gesichtsmimikbehrrschung männlicher Kinohelden meistert.

Zuletzt war als Unterwasserfilm zu sehen Pioneer Der Taucher, eine europäische Koproduktion, die im Untertext vor allem die Liebhaberei zum Unterwasserfilm artikulierte und dadurch wenig Rücksicht auf die konkreten Vorgänge und einen hieb- und stichfesten Handlungsfaden nahm.

Hier bei Dennis Kelly, der ein Drehbuch von Kevin Macdonald zur Vorlage hatte, scheint es nicht viel anders. Wobei Kelly viele Dokumentarfilme gemacht hat. Insofern sind punktuell immer wieder nachvollziehbare Vorgänge, die bannen, zu sehen; allerdings mit großen Lücken und Sprüngen im Storyfaden.

Ebenso scheint es Kelly zu interessieren, Jude Law diese Bühne für die Heldenrolle zu geben, in der er gegebenenfalls sehr, sehr deutlich, langsamm laut und ganz ohne Differenzierung, dompteurhaft artikulieren darf. Denn mit einer gemischten Mannschaft aus Russen und Briten im Schwarzen Meer und einem alles andere als Vertrauen erweckenden U-Boot, das mit Innenräumen wie die Moskauer U-Bahn aufwarten kann, einen Nazi-Schatz aus einem versenkten U-Boot im Schwarzen Meer zu heben, das ist kein Zuckerschlecken.

Hierbei gibt es Details, die schmerzhaft schön die Schwierigkeiten einer solchen Bergung bildlich glaubwürdig machen. Wenn auf einer Lore über sandig-schwammigen Meeresgrund eine oder gar zwei Tonnen Gold von einem U-Boot zum anderen über eine Strecke von deutlich mehr als hundert Metern von Männern in hinderlichen Taucheranzügen gehievt, gezogen und geschoben werden soll, da kann sich eine begeisterte Kamera an tausend Details und nahen Abgründen und schier reißenden Zugseilen exzessiv drauf fixen – was sie auch tut. Und genau das ist es, was der Angelegenheit diesen sympathischen Charme der Liebhaberei verpasst. Nicht das streng gebürstete Drehbuch, mehr herausgepickte, bildeeinträgliche, atmosphärisch-technische beeindruckende Impressionen bilden diesen Film. Auch die Tonspur ist hin und weg von dieser gedämpften Unterwasseratmosphäre.

Anfangs wird solide britisch gearbeitet (zur Bodenständigkeit trägt manch schöner, englische Arbeiter-Dialekt bei), wie in einem britischen Soziodram. Denn Arbeitslosigkeit ist das erste, recht ausladend geschilderte Thema. Captain Robinson hat seinen Job verloren. Aber wer sich nicht hängen lässt, dem kann schnell das Glück winken. Die Info über die Suche nach einem Captain, der ein U-Boot bewegen und befehligen kann, muss ihm wie eine Himmelsbotschaft erscheinen.

Von hier bis zum Abtauchen im Schwarzen Meer haben sich die Filmemacher entschieden, nicht viel Berichtenswertes, irgendwelche Verhandlungsdetails, zu sehen, ein kurzes Insert des U-Bootes vor Sewastopol, das wars, denn das Verführerische finden sie unter Wasser oder im gigantischen U-Boot, was es so her gibt an Defekten, Auseinandersetzungen, ohne zu sehr dem Realismus zu frönen; dann erst die „Land“gänge, und nach der Verfrachtung des Goldes die bange Frage, wie wieder rauskommen aus der Tiefe, aus dem U-Boot und wohin, sich den Schatz vielleicht selbst unter den Nagel zu reißen, und den mit möglichst wenigen teilen. Der Wert scheint über 100 Millionen Dollar zu sein. Die Gier des Menschen ist leicht abrufbar angesichts eines solchen Betrages. Wie er die Geschichte aus den Tiefen wieder an die Oberfläche bringen kann, da hat der Film die apartesten Lösungen gefunden, um nach zwei Stunden zu einem verdienten Leinwandende zu kommen.

In der Tiefe variiert/ventiliert der Film die Themen: Gier, Neid, Mordlust, Totschlag, illegaler Fahrtweg, letzte Zigarette. Ist vernarrt in die Unterwasser-Film-Idee, zelebriert ein Hochamt für einen opferbereiten Superhelden unter Wasser.

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