Streif: One Hell of a Ride

„Gas geben“, das ist die am meisten geäußerte Devise im Zusammenhang mit der weltberühmten und weltberüchtigten Skiabfahrt, dem Höhepunkt des winterlichen Alpinzirkus, der Streif, dem Hahnenkammrennen in Kitzbühl, Österreich.

Gas geben wird sich auch Gerald Salima gesagt haben, der Autor und Regisseur, der bereits den Red-Bull-Film Mount St. Elias gedreht hat. Das muss sausen und schnell geschnitten und zusammengefügt werden aus der Geschichte der Streif, aus dokumentarischen Kindheitsaufnahmen eines Streifsiegers, aus viel Voice-Over ehemaliger Streifsieger und Interviews mit denselben, aus dem häufigen Verwenden von spektakulären Unfall-, Spital- und Röntgenaufnahmen und von Rennausschnitten, am schönsten, wenn sie in Zeitlupe sind, dem Präparieren der Piste, des Schnees, dem Training der Athleten und dann noch künstlerisch verfremdete Zeitrafferaufanhmen aus der Natur oder idyllische Nachtaufnahmen Kitzbühl von oben. Dazu immer die passende, überhöhende Musik, melancholisch-traurig, wenn es um Unfälle geht, wagnerianisch, wenn es um das Siegen geht.

Ums „Gas geben“ geht’s hier also und nicht ums Story-Telling, denn die Aussagen der Athleten und Funktionäre, die sind sich doch alle ziemlich ähnlich, von der vollen Konzentration, vom höchsten der Gefühle, vom berauschenden Gefühl, in der lärmenden Arena mit 40’000 Zuschauern anzukommen, vom Ausblenden der Gefährlichkeit der Strecke vor dem Start, vom vollen Risiko, was man eingehen müsse und was der Sportlerweisheiten mehr sind.

Die Athleten kommen in den Nahaufnahmen recht sympathisch rüber. Sie sind untereinander durchaus befreundet, nicht aber während der Abfahrt.

Viele ehemalige Streifsieger holt der Film aus der Versenkung, solche die dreimal gewonnen haben, viermal und einer sogar fünfmal, ein Schweizer, ich kann mir die Namen nicht merken. Teils wirkt der Film allerdings auch desillusionierend, die ewige Wiederholung spektakulärer Stürze, die durch den Klimawandel erforderliche Kunstschneezubereitung, die Röntgenbilder eines der verletzten Athleten. Das Überschreiten von Grenzen und die Folgen.

Ein kurioser Fall ist der Russe aus Minsk, welch Krafttraining er zuhause übt, Schnee gibt’s dort nicht, Abfahrtsmöglichkeiten auch nicht. Geld haben sie auch kaum. Er reist mit dem „Traktor“ wie seine Mutter und Trainerin sagt, einem SUV-ähnlichen Gefährt, in die Alpen und geht tatsächlich an den Start. Da hätte man gerne mehr davon gesehen. Man erfährt nur ganz knapp, dass er jetzt einen neuen Trainer habe.

Es geht auch darum, das scheint die größte Faszination bei dem Rennen zu sein, die Gesetze der Physik, die Fliehkraftgesetze, zu überlisten, sie außer Kraft zu setzen. Kinematographisch wurder der Versuch nicht unternommen.

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